Das FBI schafft es nicht, genügend Informatiker zu finden. Schuld sollen die strengen Drogenvorschriften und die vergleichsweise niedrigen Gehälter sein. Beim Federal Bureau of Investigation (FBI) bleibt ein erheblicher Teil der bewilligten Informatikerstellen unbesetzt. Niedrige Gehälter und strenge Auswahlkriterien erschweren es, Fachpersonal zu finden und zu halten. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Rechnungshofes des US-Justizministeriums hervor.
Das FBI ist der Inlandsgeheimdienst der USA und nimmt auch besondere polizeiliche Aufgaben wahr. Daher untersteht es sowohl dem Geheimdienstchef als auch dem Justizminister. Im Oktober 2012 hat es eine "Next Generation Cyber Initiative" begonnen. Damit möchte sich das FBI besser auf digitale Bedrohungen einstellen, die gegen die USA gerichtet sind. Der Rechnungshof des Justizministeriums hat diese Initiative überprüft. Rechnungshof lobt Fortschritte Die Cyber-Initiative hat vier Ziele: Erstens soll die National Cyber Investigative Joint Task Force (NCIJT) gestärkt werden. In diesem FBI-geleiteten Gremium tauschen US-Geheimdienste Informationen über IT-Bedrohungen mit einander sowie mit Diensten Australiens, Großbritanniens, Kanadas und Neuseelands aus. Zweitens soll das FBI seine IT-Fähigkeiten grundsätzlich verbessern.
Drittens wurden in jedem der 56 größeren FBI-Niederlassungen in den USA ("Field Offices") Cyber Crime Task Forces eingerichtet. Sie konzentrieren sich auf die Untersuchung von Hacker-Angriffen. Viertens soll die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft verbessert werden.
Grundsätzlich lobt der Rechnungshof die erzielten Fortschritte. Zum Beispiel konzentriert sich die Cyber Division des FBI heute auf Eindringlinge in Computernetzwerke. Die Zuständigkeiten für Immaterialgüterrechte sowie Kinderpornografie im Internet sind zu einer kriminalpolizeilichen Abteilung gewandert.
Zudem wurde in jedem der 56 Field Offices eine Cyber Task Force eingerichtet. Diesen Gremien gehören landesweit mehr als 1.000 Personen an. Sie vertreten mehr als 80 Behörden, mehr als 30 private Einrichtungen, sechs akademische Institutionen und über 40 Bundeseinrichtungen. Zu Letzteren gehören neben dem FBI auch der Secret Service, die NSA und die CIA. Keine Kiffer, keine Fremden
Allerdings waren noch im Januar 2015 fast 40 Prozent der 134 bewilligten Informatikerposten der Cyber Division des FBI unbesetzt. Fünf der 56 Cyber Task Forces haben keinen einzigen Informatiker in ihren Reihen. Guter Rat ist hier teuer: Zwar entlohnt das FBI manche Informatiker bereits höher, als es dem üblichen Besoldungsschema entspricht. Mit den Gehältern der Privatwirtschaft kann es aber trotzdem nicht mithalten. Darüber hinaus sind auch die Auswahlkriterien besonders streng: In Frage kommen ausschließlich US-Staatsbürger. Und sie dürfen in den drei Jahren vor der Anstellung kein Cannabis konsumiert haben. Für andere illegale Drogen gilt eine mindestens zehnjährige Abstinenzfrist. Als Folge bleiben von 5000 Interessenten nur etwa 2000 übrig. Schließlich muss das FBI auch noch den Hintergrund der Kandidaten durchleuchten. Am Ende werden von 5000 Interessenten im Schnitt gerade zwei Personen eingestellt.
Das FBI versucht, gegenzusteuern: durch Fortbildung bestehender FBI-Mitarbeiter, durch besonders frühe Anwerbeversuche sowie durch Unterstützung beim Abstottern von Studienkrediten. Solche Kredite sind in den USA weit verbreitet. Die Uni-Absolventen des abgelaufenen Studienjahres 2014/2015 haben im Schnitt jeweils gut 35.000 US-Dollar (rund 32.000 Euro) Studienschulden. Wirtschaft hat kein Vertrauen
Auch die Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten hat sich laut Bericht verbessert. Konkret erwähnt wird, dass Australien und Großbritannien mindestens eine Vollzeitkraft in der NCIJT platziert haben, Kanada eine Halbtageskraft. Unter den kooperierenden Staaten ist nur Neuseeland noch durch keinen ständigen Agenten vertreten.
Schlecht steht es um die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. Nach Edward Snowdens Enthüllungen ist der Wunsch, aktiv einen Geheimdienst mit Informationen zu versorgen, gering ausgeprägt. Und jenes Wissen, welches das FBI ausgewählten Unternehmen zukommen lässt, wird dort vielfach als unnütz eingeschätzt. Es sei entweder bereits bekannt, veraltet oder aus dem Zusammenhang gerissen, meinten für den Bericht befragte Unternehmen.
Das FBI widerspricht dem Bericht ausdrücklich nicht. Es hat mitgeteilt, bereits an der Umsetzung jener acht Empfehlungen zu arbeiten, die der Rechnungshof ausgesprochen hat. Eine Lösung für das Problem des Fachkräftemangels wird sich darin allein jedoch nicht finden.