n großer Sommerhitze haben sich rund 4500 Hacker und ihre Familien nördlich von Zehdenik zusammen gefunden. Sie trinken viel Wasser und predigen den Wein vom richtigen Hacken und Tuen.
Bis zur letzten Minute vor der offiziellen Eröffnung des Sommercamps des Chaos Computer Clubs wurde im großen Vortragszelt gehämmert. Doch dann gab es Applaus, als Hacker Hukl verkündete: "Hacken geht nicht nur um Computer. Es ist eine Einstellung. Es ist keine Revolution, könnte aber eine sein." Er forderte alle Besucher auf, sich exzellent gegenüber allen Lebensformen zu verhalten. Hackerin Fiona erzählte von ihrem religiösen Erweckungserlebnis anlässlich des Besuches des Chaos Communication Congresses in Berlin anno 2010: "Seid wie Welpen und staunt über alles, was ihr hier findet". Tappst man wie ein Hundejunge durchs Gelände, so kann man über viele Kleinigkeiten staunen, etwa einer autonomen Hacker-Lore oder einem Mudpad-Schlammspiel. Neben der obligaten kleinen grünen Zubringerrakete steht etwa eine Mini-Ausgabe des Fernsehturms vom Alexanderplatz beim Zeltdorf der C-base. Wie der Fernsehturm, der die DDR-Bürger vom Westfernsehen abhalten sollte, feiert auch die C-base ihren Geburtstag. Es ist zwar erst der 20., doch gibt es die Wahrheit (tm) über den Absturz jener Lebensform, von der der Alex und die C-Base künden. Das richtig, gute und wahre Hacken
Was das richtige, gute und wahre Hacken ist, ist mehr denn je die Frage. Kurz vor der Eröffnung des Camps veröffentlichte The Intercept, wo man dank Glenn Greenwald im Besitz der Snowden-Files ist, eine Geschichte über einen gescheiterten Schriftsteller, der bei der NSA anheuerte und dort den Hausphilosophen gab. Mit einfachsten Suchmethoden konnte Intercept die Identität von "Sokrates" enttarnen. Daraus zieht der Intercept-Autor Peter Maas eine überraschende Konsequenz: "Man muss nicht mehr coden können, wenn man sich in das Leben eines anderen hacken will. Wir sind jetzt alle Hacker."
Ganz so umfassend möchten es die Camp-Bewohner nun doch nicht sehen: Zum Hacken gehört Kreativität, alles andere ist schlichte Geheimdienst-Überwachung, erklärte ein am Weizenbaum-Weg wohnender Hacker, der nicht einmal sein Handle gegenüber der Presse nennen wollte (wir Journalisten müssen pinkfarbene Schildchen tragen). Zertifiziertes Whistleblowing
Auch beim Whistleblowing sind die Maßstäbe in der Diskussion. Mit Gobaleaks und Tactical Tech und der Courage Foundation sind drei Organisationen am Camp präsent, die Whistleblower unterstützten wollen. Fragt man nach, was von der Absicht der innovativsten Datenschutzbehörde Deutschlands zu halten ist, Whistleblowing-Plattformen zu zertifizieren, erntet man erstaunte Gesichter und Kommentare über "typisch deutsche Ideen". Immerhin: Mit dem " Business Keeper Monitoring System" hat das Unabhängige Datenschutzzentrum Schleswig-Holstein genau diesen speziellen Datenschutz-Audit durchgeführt und seinen Segen erteilt.