Viele moderne Router senden Daten per WLAN über bis zu drei räumlich getrennte Ströme und erreichen so Gigabit-Tempo. Auf Laptops findet sich diese Technik nur in MacBooks. Was hindert andere Hersteller, ihre Geräte entsprechend auszurüsten?
Seit über drei Jahren sind WLAN-Router erhältlich, die Daten über bis zu drei räumlich getrennte Datenströme übertragen (3-Stream MIMO) und so Gigabit-Niveau erreichen. Aber obwohl Notebooks genügend Platz für entsprechend viele Antennen haben, sind 3-Stream-Geräte rar: Aktuell bietet diese Technik nur Apple mit seinen Macbook- Pro-Modellen an. Die übrigen Laptops lassen einen Teil der Router-Kapazität also brachliegen.
In Empfangsrichtung profitieren sie vom 3-Stream-Versand der Router lediglich indem sie dynamisch jeweils die beiden besseren von den drei Streams verwerten (Diversity). Beim Senden liefern sie immer nur zwei Streams. Mittels drei Antennen ist aber deutlich mehr möglich. Der dritte Datenstrom bringt etwa 20 Prozent mehr Durchsatz. Zwar kostet er auch mehr Rechenaufwand und zieht mehr Akkuleistung, aber beispielsweise laufen damit Backups per WLAN schneller. Weil das Laptop dann die Aufgabe eher erledigt und so den Akku schon, relativiert sich der höhere Rechenaufwand. Fünf Fragen, dürre Antworten
Wir haben daher acht Schwergewichte unter den Notebook-Herstellern befragt, ob und wann sie Geräte mit 3-Stream-WLAN-Chipsätzen sowie drei Antennen planen, nämlich: Acer, Asus, Dell, Fujitsu, HP, Lenovo, Medion und Toshiba.
Alle außer Fujitsu haben auf die Anfrage zumindest reagiert, wenngleich wir mehrere Firmen offenbar dauerhaft auf dem falschen Fuß erwischt haben: Toshiba sagte: "Uns liegen aktuell keine Informationen dazu vor und wir können daher Ihre Fragen nicht beantworten". Die Pressevertretung von HP gab an, trotz mehrfacher Weiterleitung der Fragen keine Antworten von den zuständigen Stellen erhalten zu haben. Acer erklärte: "Leider können wir zum aktuellen Zeitpunkt keine Ankündigungen zu künftigen Produkten machen". Asus antwortete nur, dass das Unternehmen "aktuell keine Notebooks mit 3-Stream-MIMO-WLAN im Portfolio" habe und Lenovo wollte "aus strategischen Gründen" keine Stellung nehmen.
Dell schrieb immerhin zurück, dass das Unternehmen nur WLAN-Hardware von Intel verbaut – und Intel liefere derzeit nur eine 2-Stream-11ac-WLAN-Karte für den Einbau in Laptops (das Modell Wireless-AC 7265). Dell habe sich auf Intel-Hardware konzentriert, weil Geschäftskunden ihre Notebook-Flotte aus der Ferne warten wollen, etwa via vPro. Das sei aktuell aber nur mit Intel-Netzwerkhardware möglich. Miniaturisierung bremst 3-Stream-WLAN
Medion war noch etwas auskunftsfreudiger: Man überprüfe den Einbau von 3-Stream-Chipsätzen bei ausgewählten High-End- respektive High-End-Gaming-Geräten längerfristig und denkt "erst jetzt über solche Schritte nach, weil der Bedarf nach 3-Stream-WLAN noch relativ neu" sei und erst durch die sich langsam verbreitenden 11ac-WLAN-Router vorangetrieben werde.
Aktuell sei 3-Stream-11ac-WLAN für Medion jedoch kein Thema: "Der Preis der WLAN-Karten und die Verfügbarkeit von Endgeräten spielen hier eine Schlüsselrolle." Außerdem, so bewertet Medion die Lage, braucht man für solche WLAN-Karten und die zusätzliche Antenne mehr Platz. Das stehe aber Miniaturisierungsbestrebungen bei Laptops entgegen. Medion siedelt 3-Stream-WLAN daher in einer High-End-Nische an. Auf Mainstream-Produkte könne man solche Anforderungen nicht abbilden. Kaum Auswege
Unterm Strich bleibt eine ernüchternde Bilanz: An der Lange wird sich offenbar auch mittelfristig nichts ändern. Wer die Möglichkeiten der 3-Stream-Technik nutzen will, muss derzeit auf Adapter hoffen. Freilich sind bisher nur Erweiterungen für Desktop-Geräte zu haben. Schon länger am Markt erhältlich ist beispielsweise die PCI-Karte PCE-AC66 von Asus mit externen Antennen. Kürzlich hat D-Link ein erstes Gerät für USB 3.0 angekündigt, den DWA-192. Technisch gesehen lässt er sich natürlich auch an einem Laptop nutzen. Aber mit seinen Dimensionen von 8 cm x 8 cm x 7,7 cm, rund 300 Gramm Gewicht und einer maximalen Leistungsaufnahme von 4,4 Watt kommt er für mobilen Betrieb nur als Notnagel in Frage.