Aus Pflanzen sollen künftig wertvolle Metalle gewonnen werden – auch in Deutschland, hoffen Forscher. Das könnte den Markt für Seltene Erden revolutionieren.
Forscher wollen mit einer neuen Methode an die begehrten Seltenen Erden gelangen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Ernten statt schürfen"). Man könnte die Metalle ernten wie Mais, Raps oder Hirse. Absurd? Nicht wenn es nach dem Geoökologen Oliver Wiche geht. "Deutschland wäre in der Lage, seinen Bedarf an Germanium auf diese Weise durch eigene Vorkommen in den Böden problemlos zu decken", sagt der Biowissenschaftler von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Auch bei seltenen Erden könnte Deutschland China als Rohstoffland Konkurrenz machen. "Phytomining"
Phytomining heißt die Idee von der Pflanze als Bergmann. Das Prinzip ist einfach: Gewächse reichern während ihres Wachstums in Stängeln, Wurzeln und Blättern verschiedene Elemente an, die sie aus dem Boden ziehen. Dabei handelt es sich in erster Linie zwar um lebensnotwendige Stoffe wie Kalzium und Silizium. Aber die Organismen nehmen mit ihnen auch jene Elemente mit auf, die chemisch ähnlich sind. "Pflanzen verwechseln sie mit Nährstoffen", erklärt Wiche. Germanium beispielsweise ist eng verwandt mit Silizium. Die seltenen Erden oder Lanthanoide ähneln dem Kalzium.
Glückt das Phytomining, hätte es weitreichende Konsequenzen. Denn die auf diese Weise gewonnenen Metalle sind wichtig für eine Vielzahl von modernen Technologien. Germanium gilt als Rohstoff für superschnelle Computerchips der Zukunft, wird für optische Fasern und Halbleiter verwendet. Seltene Erden finden sich in Leuchtmitteln, Magneten, Legierungen und dienen als Katalysatoren für viele industrielle Prozesse. Bisher werden diese Zukunftsrohstoffe vor allem aus China importiert, wo sie über den klassischen Bergbau aus der Erde gebrochen werden.