Seit den frühen 60ern gibt es die Anti-Baby-Pille für die Frau. Und trotzdem sie neben der Spirale als sicherstes Verhütungsmittel gilt, suchen viele Frauen und Paare nach Alternativen. Eine davon wird weitläufig als Temperaturmethode bezeichnet. Wie diese Methode funktioniert und wie Sie mit ihrer Hilfe sicher verhüten können, soll im Folgenden erklärt werden.
Geschichte der Temperaturmethode
Das Prinzip der Temperaturmethode wurde erstmals 1954 vom deutschen Gynäkologen Gerhard Döring in einem Leitfaden vorgestellt. Es beruht auf der Erkenntnis, dass die Körpertemperatur der Frau als Folge des erfolgten Eisprungs um einige Zehntel-Grad Celsius ansteigt. Kann man diesen Punkt innerhalb des Zyklus mit einem Thermometer sicher ermitteln, so kann trotz Verkehrs in der Zeit bis zur nächsten Regelblutung eine Schwangerschaft sicher vermieden werden.
Grundlagen der Verhütung
Der Zyklus einer Frau besteht aus drei Phasen. Eibläschenreifung – Zeit vom Einsetzen der Regelblutung bis zum Eisprung. Eisprung – Zeit von der Ei-Reife bis zum Zusammenfall des Eibläschens. Gelbkörperphase – Zeit nach dem Zusammenfall bis zur nächsten Regelblutung Lediglich in der Zeit des Eisprungs kann eine Befruchtung der Eizelle und damit eine Empfängnis erfolgen. Ist diese Zeit vorbei, steigt die so genanne Basaltemperatur der Frau an und signalisiert so die folgende unfruchtbare Zeit.
Verhüten mit der Temperaturmethode
Mit diesem Wissen um die Vorgänge in ihrem Körper kann die Frau mittels eines Thermometers und einer Monatstabelle (x=Anzahl der Tage; y=Grad Celsius in 1/10-Schritten) den Verlauf ihrer Temperaturkurve ermitteln. Dazu muss jeden Morgen nach dem Aufwachen und noch vor dem Aufstehen die Temperatur in After, Vagina oder Mund gemessen werden. Anschließend wird sie auf einer Temperaturskala mit 1/10-Grad-Einteilung eingetragen. Das Thermometer muss verlässlich sein und im Falle eines Digitalthermometers eine Angabe der Temperatur in 1/10 bzw. 1/100 Grad ermöglichen. Circa in der Mitte des Zyklus beginnt die Temperatur zu steigen und zeigt das Ende der fruchtbaren Phase an. Zur sicheren Ermittlung dieses Anstiegs hat die Arbeitsgruppe Natürliche Familienplanung in Köln folgende Regel definiert. „Ein Temperaturanstieg hat dann stattgefunden, wenn man drei aufeinander folgende Messwerte findet, die alle höher sind als die 6 vorangegangenen Messwerte, wobei die 3. höhere Messung mindestens 2/10°C [...] über dem höchsten der vorangegangenen 6 niedrigen liegen muss.“ Für Sie als Anwenderin bedeutet das, dass Sie ab dem Abend des dritten Tages mit erhöhter Temperatur im Sinne der Definition wieder ohne Verhütung Sex haben können, ohne eine Schwangerschaft befürchten zu müssen. Dies und nicht mehr kann die Temperaturmethode leisten. Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, wie es denn mit Sex in der ersten Phase des Zyklus aussieht? Um auch die unfruchtbare Phase der Eibläschenreifung sicher zu ermitteln, bedarf es einer Erweiterung der Temperaturmethode.
Die sympto-thermal Verhütungsmethode
Mit dieser Methode, die 1965 erstmals von dem österreichischen Arzt Joseph Rötzer vorgestellt wurde, können Sie auch die erste unfruchtbare Zyklusphase verlässlich ermitteln und die Zeit für Sex ohne Verhütungsmittel ausdehnen. Oftmals werden heutzutage beide Methoden unter dem Begriff Temperaturmethode subsumiert, aber wie Sie sehen werden, gibt es erhebliche Unterschiede. Die Sympto-Thermal-Methode schließt bei der Ermittlung der fruchtbaren und unfruchtbaren Phasen weitere Körpersignale mit ein: so zum Beispiel die Menge und Qualität des so genannten Cervix-Schleims, Form und Zustand des Gebärmuttermundes, Mittelschmerz und Brustgefühl der Frau. Zusammen mit anderen Beobachtungen füllen Sie als Anwenderin Monat für Monat eine Tabelle mit diesen Informationen, die Ihnen anschließend eine genaue Darstellung der fruchtbaren und unfruchtbaren Phasen liefert. Mit jedem weiteren Monatsblatt werden die Ergebnisse immer genauer, bis Sie auch die erste unfruchtbare Zyklusphase genau bestimmen können.
Verhütung mit der Temperaturmethode - Fazit
Die reine Temperaturmethode dürfte für das sicherheitsbewusste Paar keine ernst zu nehmende Verhütungsmethode darstellen. Die Sympto-Thermal-Methode kann dagegen sehr wohl eine Alternative zur Pille sein und trotzdem ein hohes Maß an Sicherheit bieten. Bedenken Sie aber, dass die Pille auch so populär ist, weil sie keine Arbeit macht. Mit der Sympto-Thermal-Methode zu verhüten bedeutet: Disziplin und einiges an Aufwand. Sollten Sie sich für eine natürliche Verhütungsmethode entscheiden, besorgen Sie sich in jedem Fall ein Buch, das ausführlich die Anwendung der entsprechenden Methode beschreibt. Dieser kurze Abriss kann keine vollumpfängliche Erklärung leisten und dient lediglich der allgemeinen Erläuterung. Der Trias Verlag bietet z.B. unter dem Titel „Natürlich und sicher“ eine Anleitung zur eben erwähnten Sympto-Thermal-Methode und hält leicht verständliche Informationen bereit, die sie für die korrekte Anwendung benötigen. Das Buch "Natürlich und sicher" von Siegfried Baur (et. al.) bietet weitere Informationen zum Thema natürliche Empfängnisverhütung und Familienplanung.