Während einer Preisverleihung hat der in Russland lebende NSA-Whistleblower Edward Snowden die Internetpolitik seines Gastlandes kritisiert. Es sei enttäuschend und frustrierend, wie sehr das Internet kontrolliert werde.
Der NSA-Whistleblower Edward Snowden hat anlässlich der Verleihung des Bjørnson-Preises für Literatur und Meinungsfreiheit in Norwegen Russland kritisiert. Die Beschränkungen der Meinungsfreiheit mitsamt der weitreichenden Zensur von Internetinhalten bezeichnete er als frustrierend. Russland versuche so, die Gedanken der Bürger zu kontrollieren, was völlig falsch sei. Dennoch sei dieses – wenn auch eingeschränkte und kontrollierte – Internet für ihn unverzichtbar: "Ich lebe im Internet" sei die beste Antwort auf die Frage, wo er denn jetzt lebe. Snowden erinnerte in seiner per Video übertragenden Dankesrede zur Verleihung des Preises daran, dass Russland nicht das Ziel seiner Reise war. Verantwortlich für seine jetzige Situation seien die USA, die ihm den Pass entzogen hätten, als er nach Moskau geflogen sei. Er habe dann 21 Asylanträge gestellt, die allesamt abgelehnt wurden. Schließlich habe er einen russischen Pass und eine befristete Aufenthaltserlaubnis in Russland erhalten. Er sei Russland dankbar, frei leben und seine Gedanken äußern zu können, trotz aller Beschränkungen. Dies entbinde ihn aber nicht von der Kritik an den russischen Zuständen, besonders an der Kritik der zunehmenden Internetkontrolle, die er einen "politischen Fehler" nannte.
Vor der Preisverleihung hatte es in Norwegen eine Debatte darüber gegeben, ob Snowden nicht zur Verleihung anreisen könnte. Der norwegische Rundfunk veröffentlichte daraufhin Dokumente, die zeigen, wie seinerzeit die USA und die US-Bundespolizei FBI auf eine Überstellung von Snowden drängten und die skandinavischen Länder davor warnten, dem NSA-Whistleblower Asyl zu gewähren.