Gibt es Atomkraftwerke, bei denen eine Kernschmelze bauartbedingt ausgeschlossen ist? Europäische Forscher sollen die theoretischen Vorteile eines alternativen Reaktortyps im Labor überprüfen.
In diesem August hat das über vier Jahre laufende Projekt „Safety Assessment of the Molten Salt Fast Reactor“ (Samofar) der EU-Kommission begonnen. Wissenschaftler an Universitäten und Forschungszentren sollen darin herausfinden, ob so genannte Flüssigsalzreaktoren so inhärent sicher sind, wie die Theorie dahinter verspricht. Bis zu einer Kommerzialisierung dürften aber noch viele Jahre vergehen, berichtet Technology Review online in „Atomkraft ohne Kernschmelz-Risiko?“.
Erstmals wurden Flüssigsalzreaktoren in den 1960er Jahren am Oak Ridge National Laboratory in den USA gebaut und getestet. Weil ihr Brennstoff flüssig ist, nimmt sein Volumen bei Erhitzung zu, so dass die Kernreaktion verlangsamt wird – ein Mechanismus der Selbstregulierung. Darüber hinaus haben diese Reaktoren einen Abfluss am Boden, der im Normalfall mit einem gekühlten Pfropfen verschlossen ist. Bei einem Stromausfall schmilzt dieser Pfropfen, und der Kernbrennstoff läuft in ein abgeschirmtes Behältnis unter der Erde.
Das Projekt ist „der erste Schritt in Richtung einer Validierung und Demonstration der Technologie im großen Maßstab“, sagt Jan-Leen Kloosterman, Professor für Kernphysik an der TU Delft und leitender Forscher im Samofar-Projekt. Das am weitesten fortgeschrittene Programm für Thorium-Reaktoren mit flüssigen Brennstoffen ist jedoch in China angesiedelt. Nach Berichten will das Shanghai Institute of Applied Physics schon in den nächsten Jahren einen Prototypen bauen.