"Was bin ich eigentlich? Bin ich homo-, hetero- oder bisexuell?" Die Frage nach der eigenen Sexualität kann verwirrend und einschüchternd sein. Viele Menschen, manchmal nach Jahren in einer glücklichen Partnerschaft, sind plötzlich verunsichert, fragen sich, wer sie sind und was sie eigentlich wollen. Welche sexuellen Orientierungen gibt es und was sollten Sie sonst noch darüber wissen?
Was bin ich? Hetero-, homo- oder bisexuell? - Sind sexuelle Orientierungen so einfach zu trennen?
In Deutschland ist man toleranter geworden. Verschiedene Geschlechter, Ethnizitäten und auch sexuelle Orientierungen leben friedlich nebeneinander. Doch häufig reicht die Toleranz nur, solange nicht der private Bereich berührt wird. "Ich bin doch kein Homo!", lautet oft die panische Aussage. Aber wo liegt die genaue Unterscheidung zwischen hetero-, homo- und bisexuell und warum haben viele Angst, homo- oder bisexuell zu sein?
Heterosexuell bezeichnet die sexuelle Orientierung, die einzig auf das andere Geschlecht gerichtet ist, d. h. wenn ein Mann nur Frauen sexuell anziehend findet und eine Frau nur Männer. Homosexuell bezeichnet die gegenteilige sexuelle Orientierung, d. h. die, die auf das eigene Geschlecht gerichtet ist. In diesem Fall findet ein Mann nur andere Männer sexuell anziehend und eine Frau nur andere Frauen. Bisexuell bezeichnet die sexuelle Orientierung, die auf beide Geschlechter gerichtet ist, d. h. bisexuell sind die Männer und Frauen, die sowohl andere Männer als auch andere Frauen sexuell attraktiv finden. Männer, die homosexuell sind, werden als schwul oder als Schwule, Frauen als lesbisch oder als Lesben bezeichnet. Wichtig ist zu beachten, dass die sexuelle Orientierung sich nur darauf bezieht, wie und ob andere Menschen sexuell attraktiv gefunden werden. Sie sagt im engeren Sinne nichts darüber aus, ob romantische Gefühle hervorgerufen werden können (obwohl dies meistens der Fall sein kann) oder andere Menschen als gut aussehend oder attraktiv wahrgenommen werden können.
"Bin ich bisexuell?" - Die Angst um die Möglichkeit
Die sexuelle Orientierung ist eine der Achsen, die den Menschen als Individuum ausmachen, wodurch sich ein Mensch mit "Ich bin …" definiert. Jeder Mensch hat ein Geschlecht, gehört einer Nationalität und einer Ethnie an, hat ein bestimmtes Alter und Aussehen und eine bestimmte sexuelle Orientierung. Ist ein Mensch sich seiner sexuellen Orientierung nicht sicher, fehlt ihm etwas, was ihn definiert - und das verursacht Verunsicherung. Nicht nur die Unsicherheit um die sexuelle Orientierung kann verschrecken, auch das Gewahrwerden über die Möglichkeit, sexuell an z.B. dem eigenen Geschlecht orientiert zu sein, kann aus sozialen Gründen Angst machen. Auch wenn offiziell Toleranz und Vielfalt vorherrschen, kann die Realität in der eigenen Familie, Gemeinschaft oder auch Peergroup anders aussehen. Ebenfalls kann ein plötzliches Gewahrwerden von Gefühlen oder Attraktion, die noch nie da waren, einen Menschen verunsichern, da er sich vergangener Gefühle nicht mehr sicher ist. Hier besteht die Gefahr der Überanalyse.
"Ich bin, was ich bin" - egal ob hetero-, homo- oder bisexuell - so finden Sie Orientierung
Lassen Sie sich nicht verunsichern, einschüchtern oder durch sozialen Druck beeinflussen. Sie sind der Mensch, um den es geht, der Mensch, der empfindet, sexuell attraktiv findet und sich verliebt. Sie sind das "Ich" in "Ich bin …". Lassen Sie sich Zeit! Manche Frauen treffen eine schöne Frau und glauben, dass sie sich verliebt haben könnten, dabei handelt es sich nur um eine starke Sympathie. Das kommt nicht selten vor. Gleiches gilt für gute Freunde, die ihre innige Freundschaft manchmal mit Liebe verwechseln. Seien Sie sich darüber klar, dass die sexuelle Orientierung aussagt, Personen welchen Geschlechts Sie sexuell anziehend finden, d.h. mit wem Sie sich sexuelle Handlungen vorstellen können und mit wem Sie diese auch ausführen möchten. Schwärmen Sie zwar für eine Person des eigenen Geschlechts, können sich aber keine sexuellen Handlungen mit ihr vorstellen, dann handelt es sich vielleicht einfach nur um eine starke Form von Sympathie und Bewunderung. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl! Unterdrücken Sie keine Gefühle. Geben Sie ihnen einfach Zeit, sich zu entwickeln, und horchen Sie in Ihr Innerstes hinein. Seien Sie nicht verängstigt, sondern nehmen Sie dies als Chance, etwas Neues kennenzulernen. Flirten Sie, wenn Sie Lust drauf haben, gehen Sie zu homosexuellen oder bisexuellen Treffen, probieren Sie sich aus. Niemand kann Ihnen dabei helfen, sich sicher zu werden, außer Sie selbst. Die sexuelle Orientierung von Menschen kann sich durchaus verändern. In der Wissenschaft ist man sich nicht einig, wodurch sie geprägt ist; fest steht, dass es viele Menschen gibt, die sich nach vielen Jahren in durchaus sehr glücklichen heterosexuellen Beziehungen plötzlich für eine Person des eigenen Geschlechts interessieren. Seien Sie daher nicht verschreckt, schließlich verlieben Sie sich in einen Menschen und nicht in Chromosome!