Eon zieht Konsequenzen aus der laufenden politischen Debatte um Haftungsrisiken und behält seine Atomkraftwerke nun doch. Trotzdem bleibt es bei der geplanten Aufspaltung des Konzerns.
Der größte deutsche Energiekonzern Eon wird seine Atomkraftwerke nun doch nicht wie ursprünglich geplant in ein neues Unternehmen auslagern. Der verbleibende Betrieb und Rückbau der deutschen Atomkraftwerke bleibe in der Verantwortung von Eon, teilte der Konzern am Mittwochabend nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Die grundsätzliche Aufspaltung von Eon in zwei Unternehmen sei davon aber nicht berührt und verlaufe im Zeitrahmen. Wegen hoher Abschreibungen wird Eon auch das laufende Jahr mit einem dicken Minus abschließen. "Wir wollen nicht auf die Politik warten"
Der Konzern hatte im Herbst 2014 entschieden, als Reaktion auf die Energiewende den gesamten Teil mit den Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken 2016 in die neue Gesellschaft Uniper ausgliedern zu wollen. Der Hauptkonzern will sich künftig auf Geschäfte wie Ökostrom, Energienetze und den Vertrieb konzentrieren.
"Wir können und wollen nicht auf etwaige politische Entscheidungen warten, die die Abspaltung von Uniper verzögern könnten", sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. In Berlin waren zuletzt die Zweifel gewachsen, ob der Konzern nach einer Aufspaltung noch für die Abwicklung seines Atom-Erbes geradestehen kann.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) macht sich für ein Gesetz stark, das die Stromkonzerne für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Endlagerung noch weitreichender in die Pflicht nimmt, um den Steuerzahler vor Haftungsrisiken zu schützen. Teyssen hält die Gesetzesinitiative zwar für "voraussichtlich verfassungswidrig", er wolle sich aber nicht auf einen jahrelangen Rechtsstreit einlassen. Eon betreibt derzeit in Deutschland noch drei aktive Kernkraftwerke und hält Minderheitsbeteiligungen an drei weiteren. Milliardenabschreibung
Bei Eon bleibt auch die Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen wegen der niedrigen Preise schwierig. Im dritten Quartal müssten Abschreibungen in der Größenordnung eines "höheren einstelligen" Milliarden-Euro-Betrags verbucht werden, hieß es in einer Mitteilung. Im Geschäftsjahr 2015 werde es zu einem erheblichen Fehlbetrag kommen. Der Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr wegen der derzeit laufenden Aufspaltung ein Minus von knapp 3,2 Milliarden Euro verbucht.
Der Anteil der deutschen Atomenergie an der Stromerzeugung von Eon liegt bei rund acht Prozent. Das Geschäft wird künftig von einer operativen Einheit mit dem Namen PreussenElektra von Hannover aus gesteuert. Rund 2300 Eon-Mitarbeiter werden aufgrund der jüngsten Entscheidung nun nicht in das neue Unternehmen Uniper wechseln, hieß es. Der künftige Eon-Konzern soll insgesamt 43.000 Mitarbeiter beschäftigen, Uniper knapp 14.000.