Wer einen Generalschlüssel für viele Millionen Kofferschlüssel braucht, kann sich den mit einem billigen 3D-Drucker selbst herstellen – die Vorlage wurde nach einem unbedacht veröffentlichten Foto rekonstruiert.
Am Anfang stand ein Foto, das offenbar nur kurzzeitig im Rahmen einer Reportage der Washington Post online zu sehen war: Die Zeitung beschrieb, welche verschlungenen Wege Gepäckstücke auf einem Flughafen zurücklegen. Dabei bildete sie auch jenen Satz Generalschlüssel ab, mit denen die US-Behörde Transportation Security Administration (TSA) verschlossene, aber verdächtige Koffer öffnet, um ihren Inhalt zu überprüfen. Seit 2001 können Flugpassagiere ihr Gepäck entweder mit irgendeinem Schloss sichern und müssen damit rechnen, dass es auf Flughäfen von den Sicherheitsbehörden hochoffiziell geknackt wird. Oder sie verwenden ein spezielles Schloss, das sich mit einem der TSA-Generalschlüssel öffnen lässt. Solche Schlösser kann man gezielt kaufen; viele Kofferhersteller bauen sie zudem fest in ihre Gepäckstücke ein. Wie das manchmal so ist: Das Foto der Generalschlüssel war einmal draußen im Netz und nicht wieder einzufangen. Nachdem es über Webseiten wie BoingBoing, Engadget und Reddit gegeistert war – mal mehr oder weniger unkenntlich gemacht – fiel es dem Github-Nutzer Steven K aus Frankreich in die Hände. Die Informationen auf dem Foto reichten ihm offenbar aus, die Form von sechs Generalschlüsseln als 3D-Modelle zu rekonstruieren. Ausprobieren konnte er diese allerdings nicht, da er selbst nicht im Besitz eines TSA-konformen Schlosses ist, wie er schreibt.
Die Probe lieferte prompt Bernard Bolduc aus Kanada: Auf Twitter veröffentlichte er ein Video, in dem zu sehen sein soll, wie er ein Schloss mit dem TSA007-Schlüssel öffnet. Den hat er sich zuvor mit einem günstigen FDM-3D-Drucker (Printrbot Simple Metal) selbst angefertigt. Damit ist klar, dass die TSA-Schlösser an Koffern keinen Schutz mehr vor dem Zugriff durch Leute darstellen, die einen Internetanschluss und Zugang zu einem 3D-Drucker haben – heutzutage ist beides keine unüberwindliche Hürde mehr. Allerdings fällt beim Betrachten der 3D-Modelle der Generalschlüssel auch auf, dass die Bärte relativ simpel gestaltet sind und daher weder einen günstigen 3D-Drucker noch einen leidlich versierten 3D-Rekonstrukteur vor große Schwierigkeiten stellen. Übrigens sind die TSA-Generäle nicht die ersten Schlüssel-Hacks, die Steven K veröffentlicht hat: Auf seiner Github-Seite bekommt man auch ein 3D-Modell eines Werkzeugs, mit dem man die Plakatglaskästen der Stadtmöblierungsfirma JCDecaux öffnen können soll, die in vielen deutschen Städten das Erscheinungsbild etwa von Bushaltestellen prägen.