Bei mildem Klima spielt die Temperatur für Lebewesen keine so große Rolle wie im Norden mit Minusgraden im Winter und Hitze im Sommer. Die Natur hat raffinierte Strategien entwickelt, um diese Temperaturschwankungen abzufedern. Winterruhe, Winterschlaf oder Winterstarre machen es manchen Tieren möglich zu überleben. Halten Bär, Eichhörnchen oder auch Fledermäuse nun Winterruhe oder Winterschlaf? Und ist Winterstarre noch etwas anderes? In einem Punkt sind alle drei Varianten gleich: Sie helfen den Tieren, die kalte Jahreszeit zu überstehen. Gleichwarme Tiere halten Winterruhe oder Winterschlaf
Tiere, die in der Lage sind, ihre Körpertemperatur unabhängig von der Umgebung konstant zu halten, sind gleichwarme Tiere. Sie benötigen dafür viel Energie und dementsprechend viel Nahrung. Im Winter ist das Nahrungsangebot für manche Arten so schlecht, dass sie den Winter lieber verschlafen. Winterschlaf ist ein Zustand, bei dem die Tiere ihre Körpertemperatur stark absenken und der Umgebung anpassen. Herzschlag und Atmung verlangsamen sich und die dann noch benötigte Energie liefern die im Sommer angefressenen Fettreserven. Ein Igel verharrt im Winterschlaf etwa drei Monate. Dabei schlägt sein Herz nur noch etwa fünfmal pro Minute im Gegensatz zu 200-mal im Wachzustand. Ein Siebenschläfer verschläft bis zu sieben Monate im Jahr. Typische Vertreter dieser extremen Überlebensstrategie sind auch Fledermäuse und Murmeltiere. Beim Braunbären in milden Regionen Europas spricht man von einer Winterruhe, denn er senkt seine Körpertemperatur nicht so stark herab, wie es bei Winterschäfern erfolgt. Auch Dachse, Eichhörnchen, Waschbären, Biber und unser Maulwurf ruhen nur. Das bedeutet, dass sie ihren durchaus auch tiefen Schlaf öfter unterbrechen und bei milden Temperaturen auf Nahrungssuche gehen. Lebt der Bär dagegen im eisigen Sibirien, so verfällt auch er in Winterschlaf und verlässt seine Höhle über mehrere Monate nicht.
Winterstarre – die dritte Variante zum Überleben
Wechselwarme Tiere passen ihre Temperatur von Natur aus der Umgebung an. Sinkt diese im Winter unter ein entsprechendes Minimum, dann verfallen die Tiere in eine Kältestarre. Es sind Eidechsen, Frösche, Schlangen, Schildkröten, Insekten und andere, die auf diese Weise überleben. Entscheidend ist dabei, dass sie einen möglichst frostfreien Raum finden. Das kann eingegraben im Schlamm sein, unter der Erde in Mauselöchern, in Ritzen und tief unter Laubhaufen. Ihr Blut ist in diesem Zustand mit einer Art Frostschutzmittel versehen, damit die Flüssigkeiten im Körper nicht einfrieren. Sobald es im Frühjahr wieder warm wird, lösen sich die Tiere aus dieser Starre. Von alleine sind sie nicht in der Lage, sie zu beenden. Die Außentemperatur bestimmt ihren Lebensrhythmus.
Egal, welche Strategie die verschiedenen Arten anwenden, sie haben eine Möglichkeit gefunden, die unwirtlichen Winter der nördlichen Breitengrade zu überleben. Vögel ziehen in den warmen Süden und einige Säugetiere verfallen in festen Winterschlaf oder verbringen die kalten Phasen in der Winterruhe. Und jene, die aktiv bleiben, legen sich ein dichtes Winterfell zu. In einer bewegungslosen Winterstarre zu verharren, ist sicher die extremste Lösung, aber sie funktioniert für Millionen Insekten und Kleintiere, die sonst keine Chance hätten, den nördlichen Lebensraum zu besiedeln.