Wenn Sie Ihre Mitmenschen betrachten, fällt Ihnen sicherlich auf, dass diese alle unterschiedlich aussehen. Sie weisen alle verschiedene Merkmale auf. Diese Merkmale stammen von den Genen. Die Gene sind die Träger der menschlichen DNA, d. h. der genetischen Erbinformation. Wenn Sie mehr zum dem Thema Merkmalsausprägung wissen wollen, dann lesen Sie weiter.
Was ist ein Gen und was ist ein Merkmal?
Um dieses Thema verstehen zu können, müssen Sie erst einmal wissen, was ein Gen ist und was ein Merkmal ist.
Die menschliche Erbinformation ist in den Zellen gespeichert. Sie wird von der DNA (Desoxyribonucleinsäure) getragen. Eine weitere Nucleinsäure, die RNA (Ribonucleinsäure) ist in verschiedenen Formen an der Realisierung der genetischen Information beteiligt. Ein Gen ist in der Biologie ein Abschnitt auf der DNA. Nach heutiger Ansicht ist ein Gen sogar genau genommen der DNA-Abschnitt, der für ein RNA-Molekül codiert. Ein Gen an sich ist nicht auf den ersten Blick sichtbar, aber das Merkmal, welches durch das Gen entstanden ist, ist oft sichtbar. Ein Merkmal ist eine Eigenschaft, die eine Person hat. In der Biologie sind dies oft Merkmale wie die Haarfarbe, die Größe und die Augenfarbe. Grundsätzlich betrachtet die Biologie sichtbare, evolutionäre Merkmale zur Beschreibung einer Person.
Wie entstehet ein Merkmal aus Genen?
Alle Lebewesen betreiben Fortpflanzung, um Kinder zu zeugen. Dies dient dem Zweck, dass eine Art nicht ausstirbt und Ihre Gene weitergibt. Genau um dieses Thema geht es auch bei der Merkmalsausprägung. Die Gene eines Lebewesens legen fest, welche Merkmale dieses Lebewesen ausprägt, und welche nicht realisiert werden. Die Gene des Neugeborenen sind ein Gemisch aus den Genen des Vaters und der Mutter, welche wiederum die Gene ihrer Eltern mit sich tragen. So kommt es zu einer bunten Weitergabe von Genen und dadurch auch von Merkmalen. Biologisch gesehen entstehen Merkmale durch eine Kette verschiedener Prozesse innerhalb einer Zelle. Der wichtigste Vorgang dabei ist die Proteinbiosynthese. Die Gene, also bestimmte DNA-Abschnitte, bestehen aus einer Kette von chemischen Bausteinen, welche mit je einer von vier Basen ausgestattet sind (Adenin, Thymin, Guanin, Cytosin). Diese Basen haben auf der DNA eine bestimmte Reihenfolge. Je nach Reihenfolge der Basen wird auch eine bestimmte RNA gebildet, welche wiederum an der Realisierung eines bestimmten Merkmals beteiligt ist (zum Beispiel blaue Augen). Stellen Sie sich also ein Gen vor, welches die Erbinformation "blaue Augen" in seiner Basenfolge widerspiegelt. Durch biochemische Prozesse wird zu der Basenfolge für "blaue Augen" eine passende RNA entwickelt, welche eine zur DNA komplementäre Basenfolge bildet. Dies ist ein Schritt der Proteinbiosynthese, bei welcher letztendlich bestimmte Proteine entstehen, die eifrig in der Zelle arbeiten und bestimmte Merkmale bewirken. In einem nächsten Schritt dieser Proteinbiosynthese entsteht aus der RNA eine Aminosäurekette. Von der RNA-Basenkette codieren jeweils drei Basentripletts für eine Aminosäure (genetischer Code). Die entstandene Aminosäurekette ist also abhängig von dem DNA-Abschnitt und bildet die Primärstruktur eines Proteins. Sie wird noch weiter verändert, bis ein vollständiges und arbeitsfähiges Protein, Enzym oder Hormon entsteht. Das Merkmal "blaue Augen" kann nun ausgebildet werden. Die "blauen Augen" sind also nur entstanden, weil die Gene eine bestimmte Reihenfolge vorgegeben haben. Wenn diese Reihenfolge etwas anders wäre, wären die Augen zum Beispiel grün geworden bzw. der DNA-Abschnitt hätte für ein ganz anderes Merkmal codiert. Ein Merkmal entsteht also durch komplexe biochemische Prozesse, gelenkt durch die Erbinformation auf Ihren Genen, welche Sie von Ihren Vorfahren mitbekommen haben.