Eine kolumbianische Forscherin hat ein System entwickelt, mit dem geistig behinderte Menschen besser kommunizieren können.
Ein paar Sekunden Sauerstoffmangel während ihrer Geburt haben gereicht, um Juliana Galindos Entwicklung zurückzuwerfen. Sie lernte zum Beispiel nie sprechen. Und doch gab es viele Dinge, die sie ihrer Familie mitteilen wollte, berichtet Technology Review.
Dass sie es nicht konnte, frustrierte nicht nur sie, sondern auch ihre Angehörigen. Ihre drei Jahre ältere Schwester Daniela beschloss schließlich, eine Kommunikationslösung für Menschen wie Juliana zu finden. Die Studentin entwickelte an der Universidad de los Andes, wo sie Systemingenieurwesen und Computerwissenschaften studierte, eine Sprachsoftware und nannte sie nach ihrer Schwester "Mit Julis sprechen".
Das System enthält 44000 Wörter als Bilder. Die Auswahl lässt sich individuell anpassen, bei Bedarf erweitern oder beschränken. Aus den Motiven können Nutzer wie Juliana Sätze zusammenstellen. Das Programm kann diese dann wahlweise in geschriebene und gesprochene Sprache sowie Videos mit Gebärdensprache übersetzen. "Mit Julis sprechen" enthält auch eine Lernfunktion, die den Nutzern zunächst schrittweise verschiedene Wortgruppen beibringt: von Farben bis hin zu Aktivitäten, von persönlichen Interessen bis Themen, die für die Familie wichtig sind.
Galindos Programm hat in Kolumbien und anderen südamerikanischen Staaten bereits 4700 Nutzer. Bisher läuft die Software nur auf PCs, soll aber im nächsten Schritt auch in App-Form für Mobilgeräte zur Verfügung stehen. Der Jungforscherin zufolge könnte das System bei verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen helfen, darunter Autismus, Down-Syndrom, zerebrale Kinderlähmung, Taubheit sowie Lern- und Sprechstörungen. Sie betreffen weltweit bis zu 300 Millionen Menschen.