Es klingt unglaublich, ist aber wahr: In der Nordsee leben Haie, darunter so gewaltige Tiere wie der Riesenhai. Selbst ein gefürchteter Weißer Hai soll rein theoretisch in der Nordsee leben können. Aber gibt es ihn hier wirklich?
Im Juli 2012 wurde an der belgischen Nordseeküste Haialarm ausgelöst. Einige Jahre zuvor, ebenfalls im Juli, wurde zum Ärger der Tourismusbranche berichtet, es sei ein Weißer Hai vor der Küste von Cornwall gesichtet worden. Was ist dran, an solchen Meldungen? Weißer Hai in der Nordsee
Zunächst einmal stimmen die Meldungen über gesichtete große Haie. Was nicht stimmt, ist die Behauptung, es seien Weiße Haie (Carcharodon carcharias). Diese bevölkern zwar alle Ozeane der Welt und sind in küstennahen Gewässern der gemäßigten Zone sowohl im Nordpazifik als auch im Nordatlantik heimisch, dürften in der Nordsee jedoch nur theoretisch vorkommen. Selbst in ihren Heimatgewässern sind Weiße Haie inzwischen sehr selten geworden. Der Mensch stellte den angeblichen Monstern, die zum eigenen Überleben lediglich erfolgreiche Raubfische sind, erbarmungslos nach, so lange, dass sie heute unter strengem Schutz stehen. Die in den Medien immer wieder großes Interesse hervorrufenden Sichtungen von großen Haien beziehen sich auf den Riesenhai (Cetorhinus maximus), der sich ausschließlich von Plankton ernährt und mit seinem zahnlosen Maul für den Menschen ungefährlich ist. Trotzdem ist ein Riesenhai ein beeindruckendes Tier. Er wird bis zu zehn Meter lang und kann vier Tonnen wiegen. Damit ist er der zweitgrößte Fisch nach dem Walhai. Sein Auftreten in der Nordsee ist selten aber möglich und belegt. Wenn Sie viel Glück haben, können Sie einen Riesenhai von der Fähre nach Helgoland aus beobachten.
Neben diesen gewaltigen Exemplaren sind in der Nordsee weitere Haiarten heimisch. So ist der Dornhai (Squalus acanthias) bekannt, dessen schmackhaftes Fleisch als Schillerlocke gern gekauft wird. Verzichten Sie lieber auf diese Köstlichkeit, denn die Haiart ist inzwischen vom Aussterben bedroht. In größerer Population leben in der Nordsee nur der Hundshai (Galeorhinus galeus) und der klein gefleckte Katzenhai (Scyliorhinus canicula).
Wissenswertes über den Weißen Hai
Nachrichten in den Medien über den Weißen Hai in der Nordsee sollten Sie also skeptisch machen. Dennoch erregt gerade der Weiße Hai weltweit immer wieder Interesse. Sein Name nimmt Bezug auf die auffallend helle Bauchfärbung. Er ist mit etwa vier bis fünf Metern Länge der größte Raubfisch der Welt. Besonders große Exemplare werden auch acht Meter lang. Da die Tiere sich gerne in Küstennähe und im flachen Wasser aufhalten bleibt es nicht ausgeschlossen, dass sich Mensch und Raubfisch hier auch begegnen. Besonders häufig ist dies vor den Küsten Kaliforniens, Südaustraliens, Südafrikas und Japans möglich. Tatsächlich gehen die meisten Angriffe auf den Menschen vom Weißen Hai aus. Dennoch ist ihr schlechter Ruf nicht berechtigt. Ein Weißer Hai greift, wenn er eine Größe von drei Metern erreicht hat, gerne Robben und andere Meeressäugetiere an. Man vermutet, dass gerade dunkel gekleidete Surfer für einen Hai den Umriss einer Robbe darstellen. So kommt es versehentlich zu einem Angriff. Besonders in der Nähe von Robbenkolonien kann es zu Verwechslungen kommen. Leider ist der Hass der Menschen auf die Räuber immer noch nicht gebannt. Inzwischen gelten die Tiere als gefährdet und in manchen Regionen als ausgerottet. Da sie sehr langsam wachsen, erst spät geschlechtsreif werden und nur wenig Nachwuchs zeugen, können sich die Bestände nur langsam erholen. Auch die langen Wanderungen der Tiere führen dazu, dass regionale Schutzbestimmungen nicht ausreichen. Vom Alter her können die Meeresriesen mit den Riesen des Landes mithalten. Auch der Weiße Hai kann über 70 Jahre alt werden, allerdings nicht in der Nordsee. Sollte hier ein Vertreter der Art auftauchen, wäre es tatsächlich eine Meldung in den Medien wert.