Säugetiere halten den Rekord in der durchschnittlichen Tragezeit. Auch der Mensch hat mit der neunmonatigen Schwangerschaft eine lange embryonale und fetale Entwicklung hinter sich gebracht. Doch manche Säugetiere sind wesentlich länger im Mutterleib, bevor sie geboren werden. Aber wessen Trächtigkeit dauert am längsten?
Die längste Tragezeit bei Nicht-Säugern
Auch bei den Nicht-Säugetieren gibt es Rekordhalter: So können Alpensalamander-Weibchen die Keimzellen des Männchens in speziell dafür vorgesehenen Einstülpungen der Haut aufbewahren, und das sogar über zwei Jahre. Es wurden bei diesen Tieren sogar Tragezeiten von drei Jahren beobachtet. Die Dauer der Schwangerschaft hängt von der Höhe ab, in der die Salamander leben, da durch die Kälte und den Sauerstoffmangel in bestimmten Höhen keine konstante Stoffwechsellage der wechselwarmen Tiere gewährleistet ist.
Doch damit ist diese Amphibienart eine Ausnahme unter den Nicht-Säugern. Säugetiere mit langer Trächtigkeitsdauer
Bei Säugetieren sind Tragezeiten von über einem Jahr nicht selten. Besonders größere Tiere benötigen eine lange Zeit, bis sie fertig entwickelt sind.
Von unseren Haussäugetieren haben Pferde die längste Trächtigkeit. Sie sind elf Monate, also fast ein Jahr in der Gebärmutter der Stute. Esel sind sogar ein Jahr trächtig.
Größere Wildtiere haben meist eine recht lange Trächtigkeit. Giraffen, die bekanntlich auch nicht gerade klein sind, haben ihr Jungtier ca. 450 Tage im Mutterleib, also über ein Jahr. Dickhäuter sind in der Dauer der Trächtigkeit jedoch unbestritten Spitzenreiter. Schon Nashörner tragen ca. 500 Tage, was sechzehn Monaten entspricht. Doch eine Säugetierart trägt noch länger: der Elefant. Mit 22 Monaten, also fast zwei Jahren ist er das Säugetier mit der längsten Trächtigkeit. Manche Elefanten sind sogar 24 Monate trächtig.
Diese Angaben gelten vor allem für den Afrikanischen Elefanten, wobei der Asiatische Elefant eine beinahe ebenso lange Tragzeit aufweist. Besonderheiten der Trächtigkeit des Elefanten
Dass der Elefant sehr lange benötigt, um geboren zu werden, erschließt sich nicht allein aus seiner Größe, sondern auch daraus, dass er bei der Geburt voll entwickelt sein muss. Schon wenige Minuten nach der Geburt ist das Elefantenkalb fähig, zu stehen, und es kann noch am selben Tag mit seiner Mutter laufen. Das ist im Lebensraum des Afrikanischen Elefanten von großer Wichtigkeit, damit Fressfeinde den Nachwuchs nicht bedrohen. Das Elefantenkalb kommt mit über 100 kg Gewicht auf die Welt. Selten kommt es auch zu Zwillingsgeburten, dabei ist jedoch die Überlebenswahrscheinlichkeit der Kuh und beider Kälber oft wesentlich geringer. Elefantenkühe sind selten paarungswillig, also brünstig, nämlich maximal viermal im Jahr - das jedoch, anders als viele Haussäugetiere, zu jeder Jahreszeit, sodass ganzjährig Junge geboren werden können. Mit 10 Jahren, also erst verhältnismäßig spät, werden Elefantenkühe geschlechtsreif. Doch dafür sind sie über 40 Jahre lang in der Lage, trächtig zu werden, weshalb sie weit mehr als zehn Elefantenjunge großziehen können, wenn sie denn ein so hohes Alter erreichen. Von deutsch-kanadischen Forscher wurde herausgefunden, dass Elefantendamen einen erhöhten Progesteronspiegel aufweisen. Progesteron - das sogenannte Schwangerschaftshormon - hilft bei der Schwangerschaftserhaltung. Die hohe Konzentration dieses Hormons rührt daher, dass nach dem Eisprung im Eileiter mehrere Gelbkörper, also die Überreste der Follikel, in denen sich die Eizelle befand, bestehen bleiben. Diese produzieren über einen großen Teil der Schwangerschaft Progesteron. Damit ist es den Tieren möglich, so eine lange Trächtigkeit durchzustehen.