IBM gewährt der chinesischen Regierung als erstes US-Technologieunternehmen Einblicke in den Quellcode einiger Softwareprodukte. Das ist erforderlich, damit IBM auf dem chinesischen Markt expandieren kann.
Mitarbeiter der chinesischen Regierung dürfen Quelltexte von IBM-Software begutachten. China möchte so sicherstellen, dass die von der Regierung genutzten Anwendungen kein Sicherheitsrisiko darstellen. Und IBM erhofft sich damit die Unterstützung der chinesischen Regierung, um in China weiter expandieren zu können.
Das meldet das Wall Street Journal unter Berufung auf zwei nicht weiter benannte Informanten. Demnach dürfen Beamte des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie proprietäre Quelltexte in einem von IBM kontrollierten Raum einsehen. Die Regierungsmitarbeiter sollen keine Daten kopieren oder verändern können und auch keinen Zugang zu Kundendaten erhalten. Weiterhin gäbe es keine Ambitionen seitens IBM, Hintertüren für die chinesische Regierung einzubauen. Um welche Produkte es sich handelt, und wie lange der Einblick gewährt wird, ist bislang nicht bekannt.
China wird laut einem Bericht der Marktforscher von Forrester Research in diesem Jahr für 136 Milliarden US-Dollar Hardware, Kommunikationsequipment, Software und IT-Dienstleistungen einkaufen. Damit ist China nach Japan der zweitstärkste IT-Markt in Asien.
Auch Microsoft arbeitet seit einiger Zeit mit Regierungen zusammen. Im Juni eröffneten die Redmonder in Brüssel ein weiteres "Transparency Center", in dem Interessierte Windows-Quellcode und technische Dokumentationen einsehen können.
Die Unternehmen gewähren die Einblicke allerdings nur mit einigen Bauchschmerzen, denn es ist nicht auszuschließen, dass auf diesem sensible Informationen in die Hände der chinesischen Konkurrenz gelangen – und man statt neue Märkte zu erschließen, sich den Zugang zu ihnen erschwert.