Stromsparen hilft hierzulande dem Klima kaum, meint der Hamburger Professor Grischa Perino – durch den europäischen Emissionshandel würden die Emissionen lediglich verlagert.
"Wenn EU oder Bundesregierung Glühbirnen verbieten oder Kohlekraftwerke abschalten wollen, dann verschweigen sie, dass das erst mal keinen direkten Klimaeffekt hat", sagt Grischa Perino, Professor für Ökologische Ökonomie an der Uni Hamburg, in einem Interview mit dem Magazin Technology Review (aktuelle Ausgabe 11/2015 jetzt am Kiosk oder hier zu bestellen).
Grund sei der europäische Emissionshandel. Dieser definiert die Obergrenze aller Emissionen aus der Stromproduktion. "Konventionelle Kraftwerke werden dann zwar weniger CO2 ausstoßen", argumentiert Perino. "Aber die eingesparten Emissionsrechte können sie sich für die Zukunft aufheben, an andere fossile Kraftwerke oder Aluminiumwerke verkaufen." Stromsparen könnte negativen Effekt haben
Stromsparen könne sogar indirekt einen negativen Effekt auf das Klima haben – dann nämlich, wenn Menschen das eingesparte Geld für andere Dinge ausgeben. "Und wann immer man Geld ausgibt, ist es derzeit sehr schwer, das auf eine Art und Weise zu tun, die keine Emissionen verursacht", erläutert Perino. "Denn was Sie auch kaufen, muss ja hergestellt werden. Damit sind in der Regel Emissionen verbunden."
Wer den eigenen CO2-Fußabdruck wirklich senken will, dem empfiehlt Perino, den Konsum in Gebieten zu reduzieren, die nicht dem Emissionshandel unterliegen – zum Beispiel bei Lebensmitteln, insbesondere Fleisch, beim Benzinverbrauch oder der Hausheizung.