Pagefair, die Vorkämpfer gegen "Malvertising", lieferten selbst ein Schadprogramm aus. Bis zu 3000 Websites waren betroffen.
"Wenn Sie unseren freies Analytics-Service nutzen, haben Sie einen guten Grund nun wütend und enttäuscht von uns zu sein", schreibt Pagefair-Gründer Sean Blanchfield im Unternehmensblog. Der Grund: Am Wochenende war es unbekannten Angreifern gelungen, das System des irischen Unternehmens zu übernehmen und eine Windows-Schadsoftware auszuspielen.
Nach Unternehmensangaben haben die Angreifer in der Nacht auf Sonntag den von Pagefair genutzten Account eines Content Delivery Networks übernommen und so ein Schadsoftware-Skript in die Seiten der Kunden integriert. Nach ersten Analysen wurde über dieses Skript eine Schadsoftware für Windows ausgeliefert, die sich als Update des Adobe Flash-Players tarnte, aber von gängiger Anti- Viren-Software erkannt werden soll. 83 Minuten Schadsoftware
Nach Angaben Blanchfields wurde der Angriff von Pagefair sofort entdeckt – wegen gecachter Skripte konnte die Attacke jedoch erst nach 83 Minuten unterbunden werden. Nun will das Unternehmen die Betreiber jeder betroffenen Publisher informieren. Laut den Angaben von Pagefair haben derzeit etwa 3000 Websites den Analytics-Dienst installiert. Wie viele Nutzer betroffen waren, ist nicht bekannt.
Für das irische Unternehmen ist der Angriff besonders peinlich, da es sich als Vorkämpfer gegen das so genannte Malvertising präsentiert, also das Ausspielen von Schadsoftware über gehackte Werbenetzwerke. Anti-Werbeblocker
Pagefairs Analytics-Dienst soll in erster Linie feststellen, ob die Nutzer einer Website einen Werbeblocker einsetzen. Diesen Nutzern soll anschließend über Pagefair vermittelte nicht-belästigende und sichere Werbung präsentiert werden. Gleichzeitig hat das Unternehmen aber auch Techniken im Angebot, um Werbeblocker zu umgehen oder zu blockieren. Immer mehr Unternehmen setzen inzwischen auf solche Sperren gegen Adblock-Nutzer, um den Umsatzverlust durch Werbeblocker zu mindern.
Pagefair ist bekannt wegen seines Adblock Reports, der den Schaden durch ausgeblendete Werbung allein für 2015 auf 21 Milliarden US-Dollar beziffert. Dies ist allerdings ein eher theoretischer Wert, da keinesfalls sicher ist, dass die werbenden Unternehmen dieses Geld tatsächlich für Onlinewerbung ausgeben wollen.