Gibt es Skorpione in Deutschland? Die Antwort lautet: Jein. In zahlreichen Terrarien unserer Wohnungen dürften die echten Vertreter leben, versteckt und unbemerkt im Freien und ebenfalls in unseren Wohnungen finden Sie kleinere Arten, die nur so wirken, aber in eine andere Ordnung gehören. Pseudoskorpione tragen nur den Namen, sind mit den giftbestachelten Vertretern aber nicht einmal direkt verwandt. Die Gruppe der Walzenspinnen steht den Tieren näher. Echte oder Pseudoskorpione
Echte Skorpione (Ordnung Scorpiones) erkennen Sie rein äußerlich leicht an ihren zwei starken Fangarmen, die mit ebenso kräftigen Scheren ausgestattet sind, und ihrem beweglichen Schwanzende, das in einem Stachel mit Giftdrüse endet. Entdecken Sie den Skorpion in Bewegung, so trägt er den Schwanz nach oben gebogen. Pseudoskorpione (Ordnung Pseudoscorpiones) sind wie die echten Vertreter ebenso mit starken Scheren im Vorderbereich ausgestattet. Ihnen fehlt aber der Schwanz und somit der giftige Stachel am Hinterleib. In den vorderen Scheren sind jedoch oft Giftdrüsen vorhanden. Dennoch ist es nicht gefährlich, diesen Tieren in Deutschland zu begegnen. Es ist kaum möglich, den kleinen Wesen aus dem Weg zu gehen. Etwa 100 Arten leben in Mitteleuropa, wo sie auch als Afterskorpione bezeichnet werden. Der bekannteste Vertreter ist hier der Bücherskorpion (Chelifer cancroides). Maximal 4,5 Millimeter groß wird das Tier, das sich auch in unseren Wohnungen heimisch fühlt. Es erbeutet zahlreiche Milben, Staubläuse und auch Bettwanzen. Somit macht sich dieser Skorpion für Sie sehr nützlich, auch wenn es kein echter ist. Seine Opfer werden erst mit Gift gelähmt, dann über ein winziges Loch per Injektion mit Verdauungsflüssigkeit versehen und am Ende ausgesaugt. Für den Menschen ist der Biss des kleinen Tieres völlig harmlos, dessen Haut ist für seine Scheren undurchdringlich. Im Bodenstreu unserer Wälder, unter Steinen und altem Holz können Sie dem Moosskorpion begegnen. Die nur unter dem Mikroskop zu unterscheidenden Arten sind in Deutschland weit verbreitet. Sie sind durch eine hochentwickelte Brutpflege interessant.
Exotische Tiere in Deutschland
Da Skorpione in unserer Kulturgeschichte schon lange eine Rolle spielen - schließlich wurde das Tier sogar als Sternzeichen geadelt -, ist es nicht verwunderlich, dass sie sich auch als Terrarientiere in unseren Wohnungen wiederfinden. Beliebt, da besonders eindrucksvoll und weniger giftig, ist der Kaiserskorpion (Pandinus imperator). Mit einer Größe von 15 (maximal 25) Zentimetern ist das Tier leicht zu beobachten. Sein Gift ist für den Menschen weitgehend ungefährlich, abgesehen von wenigen Ausnahmen, bei denen eine Allergie besteht. Das als stechfaul geltende, ruhige Tier ist leicht im Terrarium zu halten. Dennoch sollten Sie es ausbruchsicher gestalten. Der Stich ruft in der Regel ähnliche Reaktionen hervor wie der einer Biene. Neben diesem Giganten können im Terrarium zahlreiche andere Arten gehalten werden. Auch in Deutschland finden Sie Züchter, sodass Sie nicht auf den Kauf von Wildtieren angewiesen sind. Sollte Ihnen im Freien einmal ein Tier begegnen, das einem Skorpion ähnelt, zählen Sie einfach die Zahl der Beine. Skorpione gehören zu den Spinnentieren und haben deutlich vier Beinpaare. In Deutschland lebt zum Beispiel der Schwarze Moderkäfer, der bei flüchtigem Hinschauen mit seinem hochgereckten Hinterteil schon einmal mit einem kleinen Skorpion verwechselt werden kann. Seine nur sechs Beine verraten aber, dass es weder ein echter noch ein Pseudoskorpion ist. Hat das Tier tatsächlich vier Beinpaare, so ist es vielleicht ein entlaufenes Mitbringsel aus dem Urlaub. Die Globalisierung bringt es mit sich, dass so manches Tier hierher verschleppt wird. Das übliche Verbreitungsgebiet einiger Skorpionarten in Europa liegt in südlichen Regionen und endet Richtung Norden in Österreich und der Schweiz. Deutschland zählt also nicht dazu. Nur die kleinen Pseudoskorpione leben auch in unseren Breiten.