Datenerfassung ist heute allgegenwärtig - auch im Job. Viele Chefs können sich ein genaues Bild von ihren Mitarbeitern machen und bekommen auch Einblicke in deren Privatleben. Gewerkschafter fordern deshalb geeignete Spielregeln.
Die Gewerkschaft Verdi warnt vor einem wachsenden Kontrolldruck auf die Beschäftigten durch die Datenflut in der digitalen Arbeitswelt. „Wir haben eine Totalität des Zählbaren, alles wird überall erfasst“, sagte Karl-Heinz Brandl aus der Verdi-Bundesverwaltung anlässlich eines IT-Forums in München. Das führe dazu, dass Leistungsdruck und Profitdenken in den Unternehmen stiegen und gelegentlich auch Arbeitnehmerrechte ausgehebelt würden.
Brandl kennt viele Fälle [-]- etwa den eines Beschäftigten, der wegen zweier „Inaktiv-Zeiten“ innerhalb weniger Minuten abgemahnt wurde. Bei dem Arbeitgeber würden routinemäßig Bewegungsprofile über GPS erfasst, berichtete Brandl. Oder den Fall einer IT-Firma, deren Beschäftigte sich permanent über Mitarbeiterprofile für Projekte bewerben müssten und nur so Arbeiten übertragen bekämen. Das führe zu permanentem Zwang, sich selbst zu präsentieren, sagt der Experte. Ohne Betriebsarat schlechter Arbeitnehmerdatenschutz
Wer über längere Zeit nicht ausgewählt werde, gerate schnell ins Abseits. Grundsätzlich ziehe sich das Thema durch alle Branchen und Betriebsgrößen. Probleme gebe es vor allem in kleinen und mittelständischen Firmen, weil diese häufig keinen Betriebsrat haben.
Die von der EU-Kommission geplante Datenschutz-Grundverordnung wird nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) den Datenschutz für Arbeitnehmer verschlechtern. Die fortschreitende Digitalisierung gebiete eine ständige Weiterentwicklung des Datenschutzes für die Beschäftigten, der Teil des Persönlichkeitsschutzes im Betrieb sei, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der Berliner Zeitung (Samstag). Eine Grundverordnung, die für alle EU-Staaten unmittelbar geltendes Recht setze, stehe dem „eindeutig im Wege“. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit Betriebsräten großer deutscher Unternehmen – darunter BASF, Commerzbank, VW und Telekom – fordert der DGB zudem klare Verbote für heimliche Videoaufzeichnungen auf den Unternehmensgeländen, den Einsatz von Detektiven gegen Betriebsräte oder von Nacktscannern zur Durchlasskontrolle am Werktor. Keine Aufweichung des Datenschutzes durch EU-Regeln
„Leistungskontrolle ist nicht verboten, aber mitbestimmungspflichtig“, betonte Brandl. Das Betriebsverfassungs- und Datenschutzgesetz sei deshalb in der digitalen Arbeitswelt gefragter denn je. Auf EU-Ebene mache sich Verdi dafür stark, dass deutsche Datenschutzregelungen nicht durch die neue europäische Verordnung aufgeweicht werden. In den Unternehmen wiederum ließen sich in vielen Fällen einvernehmliche Betriebsvereinbarungen treffen, sagte Brandl.
Immer wieder geraten Arbeitnehmer aber auch durch den unbedachten Umgang mit privaten Daten im Netz unter Druck. Wer unflätige Kommentare oder die Fotos seiner letzten Kneipentour mit Freunden auf Facebook postet, muss ohnehin damit rechnen, dass der Arbeitgeber kritisch hinschaut.