Seit vielen Monaten warten Spieler auf sie: AMD hat die Radeon R9 380X vorgestellt und schließt damit eine große Lücke im eigenen Grafikkarten-Portfolio. Die Leistung enttäuscht aber etwas.
AMD und seine Partner haben eine neue Grafikkarte im gehobenen Leistungssegment veröffentlicht, die Radeon R9 380X. Dieses Modell nutzt endlich den Tonga-XT-Grafikchip, den AMD bisher PC-Spielern vorenthalten und monatelang einzig in Apples iMac Retina 5K verbaut hatte. Die neue Oberklasse-Grafikkarte soll die Lücke zwischen der Radeon R9 380 (umbenannte Radeon R9 285) und der Radeon R9 390 (Refresh der Radeon R9 290) schließen. Auch preislich liegt die Radeon R9 380X zwischen diesen beiden Modellen, sie kostet 260 Euro oder ein bisschen mehr als übertaktete Version.
Besagter Tonga-XT-Chip ist neben der Fiji-GPU, der Fury X oder der Nano der modernste Grafikprozessor in AMDs aktuellem Aufgebot. Er basiert auf der GNC-1.2-Architektur (gerne auch Gen v3 genannt) und hat damit einige Verbesserungen: So ist das Frontend breiter, kann also mehr Polygone pro Takt verarbeiten, die Tessellation-Einheiten sind flotter, es gibt mehr Asynchronous Compute Engines für Async Shader für DirectX-12-Spiele wie Ashes of the Singularity, die Freesync-Technik für Monitore wird unterstützt und eine verlustfreie Farbkompression für eine effektiv höhere Speicherdatentransfer-Rate vom GDDR5 hin zum Tonga-XT-Chip. Der ist mit 256 Datenleitungen an den Videospeicher angebunden, die GDDR5-Bausteine takten mit 2,85 GHz. Das ergibt rechnerisch eine Rate von 182,4 GByte pro Sekunde und offenbar zu wenig, weil die GPU sichtlich verhungert. Der Tonga XT ist ein Vollausbau, nutzt also 2.048 Shader-Rechenwerke und 128 Textureinheiten sowie 32 dahinter geschaltete Raster-Endstufen (ROPs). Die theoretische Rechenleistung beträgt beim offiziellen Takt von 970 MHz somit exakt 3,973 Tflops. Die Radeon R9 380X benötigt einen achtpoligen Stromstecker, AMD spricht von einer typischen Leistungsaufnahme von 190 Watt in Spielen.
Ein Blick auf die Messwerte der PC Games Hardware zeigt, dass sich die Custom-Designs von Asus Sapphire unter Last in Anno 2070 - einem Spiel, das eine hohe Leistungsaufnahme provoziert - 199 und 245 Watt an Energie genehmigen. Den Benchmarks der Computerbase zufolge rechnet die Radeon R9 380X in etwa so schnell wie die ältere Radeon R9 280X (eine umbenannte Radeon HD 7970 GHz Edition): Mal liegt die eine, mal die andere Karte vorne - je nachdem, wie gut die Farbkompression arbeitet.
Nvidias Geforce GTX 960 wird von der neuen Radeon R9 380X durchweg geschlagen, an die teurere Geforce GTX 970 kommt sie nicht heran. Die Lücke zur Radeon R9 390 ist allerdings groß, denn die ist rund ein Drittel flotter. Dennoch: Aktuelle Spiele laufen auf der Radeon R9 380X in 1080p- und 1440p-Auflösung mit maximalen Details flüssig. Neukäufer können zugreifen.