Die Webshop-Software Magento ist in Version 2.0 erschienen. Neben einem aktuellen PHP nutzt die Anwendung Varnish als Cache, was die Leistung verbessern soll. Die Frontend-Entwicklung ist dank jQuery vereinfacht und zur Verwaltung kann nun ein Werkzeug auf der Kommandozeile genutzt werden.
Sieben Jahre nach der ersten Version ist die Webshop-Software Magento 2.0 offiziell verfügbar. Das Magento-Projekt selbst spricht in der offiziellen Ankündigung gar von einer neuen Ära der E-Commerce-Innovation. Verändert haben sich vor allem die Verzeichnisstruktur und die Performance. Die Oberfläche ist neu
Am stärksten fällt bei der Version 2.0 wohl die neue Oberfläche auf. Die Installation und die Administration wurden ebenfalls überarbeitet. Mit HTML5 wurde der Standard zeitgemäß und die Semantik im Code entsprechend angepasst. Zusätzlich wird mit der Magento UI Library nun eine auf LESS (der CSS Preprozessor) basierende Bibliothek für Frontend-Entwickler angeboten. Das damit verbundene neue Konzept und Layout sollte Arbeiten am Frontend vereinfachen.
Während der Magento-Core in der Version 1 auf Prototype als Javascript-Bibliothek basierte, kommt in Magento 2 das mittlerweile bei vielen Entwicklern beliebtere jQuery zum Einsatz. Dieser Trend deutete sich in den vergangenen Jahren an, da in nahezu jedem Theme ohnehin jQuery zusätzlich eingebunden wurde. Leichtere Einrichtung, einfachere Verzeichnisstruktur
Neben der Webinstallation gibt es jetzt auch die Möglichkeit, Magento komplett über die Kommandozeile einzurichten. Das ist unter anderem möglich, weil Magento 2.0 auf Composer zur Verwaltung der Code-Abhängigkeiten setzt. Ähnliche Lösungen hat die Community schon für Magento 1 umgesetzt. Jetzt ist es aber offizieller Bestandteil.
Zur Verwaltung genutzt wird der Befehl magento. Darüber wird der Webshop installiert, der Cache verwaltet, die Cronjobs gestartet, die automatischen Tests veranlasst und vieles weitere gesteuert. Auch dieses neue Tool macht deutlich, dass viele beteiligte Entwickler ihre Erfahrungen aus der Arbeit mit Magento 1 haben einfließen lassen.
Außerdem wurde die Verzeichnisstruktur vereinfacht. So gibt es bereits auf der Root-Ebene weniger Verzeichnisse, und Dateien einer Erweiterung werden nicht mehr quer über das System verteilt. Sie werden in einem Modulverzeichnis zusammengefasst. Die neue Verzeichnisstruktur unterstützt Entwickler und erleichtert die Installation von Erweiterungen sowie das Aufsetzen beim Webhoster deutlich.
Serienmäßig eingebaut ist nun außerdem die Unterstützung für den Varnish-Cache. Damit können einige der Seiten, die von dem Webshop ausgeliefert werden, im Zwischenspeicher gehalten werden. Das sollte die Leistung um ein Vielfaches steigern können und zudem Lastspitzen besser abgefangen.
Neue Standards und vorsichtiger Wechsel
Magento 2.0 setzt auf neue Standards. Dazu gehören PHP ab Version 5.5 sowie MySQL ab der Version 5.6. Diese Version der Datenbank steht zwar offiziell seit etwa zwei Jahren zur Verfügung, wird von einigen Webhostern und Distributionen aber noch nicht angeboten. Keine direkte Anforderung, aber eine dringende Empfehlung ist zudem ein SSH-Zugang zum eigenen Webspace.
Schon mit Magento 1 war das Aufsetzen über FTP-Verbindungen aufwendiger und fehleranfällig. Mit Magento 2.0 und dem Composer ist davon nun, nicht nur wegen der fehlenden Verschlüsselung, komplett abzuraten. Ob der SSH-Zugang für den eigenen Webspace angeboten wird, sollte deshalb mit dem Hostinganbieter geklärt werden. Sicherheitsupdates für Version 1 gibt es noch drei Jahre
Magento 2.0 ist die neue stabile Version. Allerdings können sich Anwender mit einem Wechsel noch Zeit nehmen. Gerade Sicherheitsupdates werden in den nächsten drei Jahren für die Version 1 angeboten. Neue Magento-Projekte können aber von nun an mit der Version 2 gestartet werden.
Es gibt sogar namhafte Shopbetreiber, die bereits als Early Adopter auf das neue Release gesetzt haben. Das zeigt, dass es durchaus machbar ist. Gerade bei speziellen Anforderungen ist aber zunächst mit einem etwas höheren Aufwand zu rechnen. Allerdings gibt es bereits eine ganze Reihe angepasster Erweiterungen. Noch sind aber einige Erweiterungen nicht kompatibel zu der neuen Version.
Bei einem Upgrade bestehender Onlineshops wird wohl etwas mehr Aufwand nötig sein, als es bei einem Upgrade innerhalb der Version 1 der Fall war. Immerhin muss der Shop in die neue Systemstruktur überführt werden. Im Vergleich zur Version 1 ist der Updateprozess bei Version 2 jedoch stark vereinfacht.
Vermutlich ist trotz der langen Entwicklungszeit noch mit einigen Fehlern zu rechnen. Dank des noch lang anhaltenden Supports für den Vorgänger können Anwender ihr Upgrade auf Magento 2.0 aber in Ruhe vorbereiten.