Mit der Phantom 3 Professional hat DJI sein erstes Quadcopter-Modell mit 4K-Videokamera vorgestellt. Golem.de hat getestet, wie es sich damit fliegt, was die Aufnahmen taugen und ob die Drohne leicht zu bedienen ist. Sie hat die Tortur überstanden - wenn auch knapp.
Ein lautes Sirren - und schon steht die DJI Phantom 3 Professional anderthalb Meter über dem Boden: An den vier Armen des Quadcopters blinken rote und grüne LEDs, damit der Pilot feststellen kann, wie herum das quadratische Fluggerät steht. Die Phantom 3 Professional verfügt über eine 4K-Kamera und wird mit einer Kombination aus Tablet und Fernbedienung gesteuert. Nur ein paar Knopfdrücke sind nötig, bevor der Pilot die Drohne starten kann. Der Start selbst klappt vollautomatisch über die iOS- und Android-App, die DJI zur Verfügung stellt. Tablet beziehungsweise Smartphone werden in die Fernbedienung eingespannt. Die manuelle Flugsteuerung wird über die Fernbedienung realisiert, während das Tablet unter anderem das Kamerabild der Drohne empfängt. Dort gibt es einen Menüpunkt, der das Fluggerät automatisch in die Flughöhe bringt. Für Anfänger ein nicht unwichtiges Detail, die meisten Unfälle dürften in der Start- und Landephase passieren.
Landen kann die Phantom 3 Professional auch automatisch. Dazu existiert ein Knopf auf der Hardware-Fernbedienung, die mit ihren beiden Steuerknüppeln und Tasten an ein RC-Fernsteuermodell erinnert. Die Drohne fliegt dabei zum Ausgangspunkt zurück - in der Regel also dorthin, wo sich der Pilot befindet.
Auffällig ist das Tablet oder Smartphone, das in die Halterung an der Steuerung geklemmt werden muss. Darüber werden unter anderem das Kamerabild und viele technische Daten während des Fluges gezeigt. Wir empfehlen ein Tablet in der Größe des iPads oder des iPads Mini. Smartphones sind für die Anzeige einfach zu klein. Auch spezielle Flugprogramme wie "Follow me" oder "Umkreise dieses Objekt" sind in der App zu finden. Die Grundlagen - hoch, runter, links, rechts
Vor dem Start müssen die vier Luftschrauben (Propeller) montiert werden. Die mit schwarzem Spinner werden auf den Motor mit schwarz angemalter Schraube gedreht, die mit silbernem Spinner auf die anderen Schrauben. Hier gilt es, vor jedem Flug auf korrekten Sitz zu achten. Ein Satz Ersatzpropeller liegt der Packung bei.
Der Drohnenpilot sollte zunächst, wie es der Hersteller empfiehlt, einige Basismanöver sicher beherrschen, bevor er die viele Hundert Euro teure und gar nicht so leichte Drohne in die Höhe schießen lässt. Vorsichtiger Input über die beiden Steuerhebel hebt und senkt das Fluggerät, dreht und wendet es. Zuerst sollte der Pilot sich im Klaren sein, wo vorne und hinten ist, denn wenn die Drohne höher fliegt, ist das mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen. Die Kameraaufnahme, die kontinuierlich live auf den Tablet-Bildschirm übermittelt wird, hilft zwar auch. Doch bei hektischen Flugmanövern schauen zumindest wir lieber direkt zur Drohne. Das Drehen in der Luft will gelernt sein, doch nach wenigen Flügen geht die Steuerung in Hand und Fuß über. Komplexere Manöver wie Kurven und Kreise hingegen erfordern viel Übung. Der Akku, eines der schwersten Teile der Drohne und neben den Rotoren der einzig entnehmbare, hält das weiße Fluggerät etwa 25 Minuten in der Luft. Vor dem Flug sollte sein Ladezustand noch einmal mit der Kontrolltaste überprüft werden, um nicht plötzlich mit halbleerem Akku auf dem Feld zu stehen. Das Aufladen dauert etwas über eine Stunde, die Fernbedienung enthält einen weiteren, aber nicht entnehmbaren Akku, der ebenfalls aufgeladen werden sollte. In der App lässt sich einstellen, ab welchem Akkuladezustand ein lauter Warnton ertönen soll, der den Piloten daran erinnert, die Drohne schnell wieder zurückzusteuern. Zwar landet die Drohne im Notfall auch selbst, doch dann heißt es suchen, und das ist erfahrungsgemäß aufwendig. Wir haben die Voreinstellung belassen, derzufolge es bei 30 Prozent Restladung anfängt zu piepen. Die Drohne darf nur im Sichtbereich des Piloten geflogen werden, so dass allzu weite Ausflüge sowieso tabu sind. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 58 km/h bei Windstille sollte der Heimflug problemlos realisierbar sein. Die maximale Steiggeschwindigkeit liegt bei beeindruckenden fünf Metern pro Sekunde, die maximale Sinkgeschwindigkeit bei drei Metern pro Sekunde. Der Pilot kann sowohl Entfernung als auch Höhe in der App limitieren. Theoretisch fliegt die Phantom 3 bis zu 2 km weit. Das haben wir aber nicht ausprobieren wollen.
Programmierte Flugmanöver
Je vertrauter der Pilot mit der Phantom 3 Professional wird, desto mehr lassen sich Zusatzfunktionen nutzen. So bietet die Software eine Möglichkeit, dass die Drohne, die über GPS verfügt, dem Benutzer folgt und ihn filmt, während er sich bewegt. Wir haben das nur zu Fuß ausprobiert, doch theoretisch klappt das auch mit anderen Fortbewegungsmitteln. Das erscheint uns allerdings ein wenig gefährlich, weil die Phantom 3 Professional keine Hindernisse erkennt und blindlings in der eingestellten Höhe folgt. Die zweite Zusatzfunktion umkreist ein Objekt in einer frei wählbaren Kreisbewegung, wobei die Kamera stets auf die Kreismitte ausgerichtet wird. Der Pilot fliegt vom markierten Punkt aus den Radius ab, gibt dann gegebenenfalls noch die Fluggeschwindigkeit ein, und los geht es. Die Funktion eignet sich sehr gut dazu, Gebäude, Statuen und andere Monumente zu filmen. Fliegende Kamera mit hoher Auflösung an Bord
Dank der hervorragend stabilisierten Kameraplattform mit einer dreiachsigen Aufhängung sind die Aufnahmen sehr ruhig. Beim Filmen muss der Pilot nur darauf achten, keine hektischen Manöver durchzuführen: Beim Betrachten solcher Videos wurde dem einen oder anderen Zuschauer mulmig zumute. Die Rotoren sind in der Regel nicht im Bild, nur bei abrupten Manövern bei Höchstgeschwindigkeit kommt die Drohne in leichte Schieflage, wodurch auch die Luftschrauben im Video landen.
Die Kameraaufhängung lässt sich auch mit der Fernbedienung steuern. Dazu sind Drehrädchen auf den Schultern eingebaut worden. Über einen Knopf kann auch die Foto-/Videofunktion gesteuert werden. Das ist hilfreich, denn während des Flugs wird der Pilot kaum auf dem Tablet herumdrücken wollen.
Die kleine Kamera macht mit ihrem Fixfokus-Objektiv Videos bis zu einer 4K-Auflösung (4.096 x 2.160p bei 24 oder 25 Bildern pro Sekunde oder 3.840 x 2.160p bei 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde), kann aber auch in niedrigeren Auflösungen arbeiten. Die Videos werden in einer groben Version direkt auf das Tablet gespielt, während das hochauflösende Originalmaterial an Bord auf eine Micro-SD-Karte geschrieben wird. Als Sensor kommt ein Sony Exmor im Format 1/2,3 Zoll zum Einsatz. Das Objektiv erreicht umgerechnet auf das Kleinbildformat eine Brennweite von 20 mm. Neben Videos lassen sich 12 Megapixel große Fotos aufnehmen, wahlweise nicht nur als JPEG, sondern auch im Rohdatenformat DNG. Die elektronische Verschlussgeschwindigkeit reicht von 8 bis 1/8.000 Sekunden. Neben Einzelbildern beherrscht die Kamera Serienaufnahmen (3, 5 und 7 Bilder pro Sekunde) und kann mit ihrer Belichtungsreihenautomatik das Bildmaterial für HDR-Fotos aufnehmen.
Die DJI Phantom 3 Professional eignet sich bei guten Lichtverhältnissen für professionelle Aufnahmen. Der Kameramann/Pilot sollte darauf achten, nicht in Richtung Sonne zu filmen. Ansonsten gibt es an den Aufnahmen nichts auszusetzen. Sie sind besonders im 4K-Bereich sehr detailreich, die Kompressionsartefakte sind in der Bewegung kaum zu erkennen, und bei Standbildern ist das DNG-Rohformat nützlich, um am Rechner Schatten aufhellen oder Farben korrigieren zu können. Die Aufnahmequalität sinkt jedoch schnell, wenn es dämmrig wird. Dann setzt schon ab ISO 800 ein recht starkes Rauschen ein. Die Lichtempfindlichkeit lässt sich auf Wunsch manuell festlegen, was in einigen Aufnahmesituationen sinnvoll ist. Neben dem getesteten Professional-Modell gibt es noch die günstigere DJI Phantom 3 Advanced mit Full-HD-Videoaufnahme. Das Netzteil der Professional-Version lädt den Akku schneller. Wer ernsthaft mit der Drohne fliegen will, sollte sich noch ein oder zwei Zusatzakkus besorgen, um die Einsatzzeit zu verlängern.
Die App zeichnet nicht nur die Videos mit auf, sondern dokumentiert auch den Flug der Drohne auf einer Karte zusammen mit der Wegstrecke und anderen Parametern.
Flugeigenschaften, Verfügbarkeit und Fazit
Die Phantom 3 besitzt eine von DJI als Vision-Positioning-System bezeichnete Funktion, die per Ultraschall die Bewegung zum Boden und den Abstand bis zu einer Höhe von drei Metern messen kann. Diese Funktion ist für Innenräume gedacht, wenn kein GPS vorhanden ist. So kann die Drohne auch dort mit etwas Unterstützung geflogen werden, weil sie ihre Position halten kann. Wir haben das ausprobiert, wenngleich es auch etwas erschreckend ist, wenn die Phantom im Zimmer wie eine Hornissenschwarm herumsurrt. Flugeigenschaften überzeugen
Die Phantom 3 verzeiht kleinere Inputfehler an der Fernbedienung und lässt sich unter normalen Umständen nicht aus der Ruhe bringen. Selbst beim Geradeausflug in Höchstgeschwindigkeit stört es sie nicht, wenn eine scharfe Kurve eingelenkt wird. Sie neigt sich dann zwar kurz zur Seite, fängt sich jedoch wieder und verliert nicht an Höhe. Ein leichter Luftzug beeinflusst sie nicht, bei stärkerem Wind sollte sie jedoch nicht mehr fliegen. Das gilt unserer Erfahrung nach ab Windstärke 3 bis 4. Bei Start und Landung driftet sie sonst zu schnell ab. Aus diesen Gründen sollte das Fluggerät auch in einigen Metern Entfernung gelandet werden.
In einem Fall verloren wir die Drohne dennoch fast. In der Nähe einer alten Metallkonstruktion wurde vermutlich der Kompass der Drohne oder des Tablets so stark beeinflusst, dass die Phantom 3 trotz annähender Windstille zu Driften begann - in Richtung des Gebäudes. Hier war es wichtig, die Orientierung des Geräts mit einem Blick zu erkennen und gegenzusteuern, um eine Kollision zu verhindern. Verfügbarkeit und Fazit
Ein Spielzeug ist die DJI Phantom 3 Professional nicht. Sie kostet etwa 1.450 Euro und erfordert, wie jeder Quadcopter, einiges an Übung, bis der Pilot komplexe Flugmanöver beherrscht, wobei die Software dem Piloten sehr hilft, einen ruhigen Flug zu absolvieren. Zum anderen ist die Drohne wegen ihres Gefahrenpotenzials (sie wiegt 1.280 Gramm und fliegt 60 km/h schnell) nichts für Kinderhände und nur für verantwortungsvolle Personen geeignet. Ein wenig ärgerlich ist der Umstand, dass DJI keine Transportmöglichkeit für die teure Drohne mitliefert. Für einen normalen Rucksack ist sie zu groß und sperrig. DJI bietet einen Hardshell-Rucksack für den Transport an, der happige 180 Euro kostet. Ein Zusatzakku ist übrigens für 140 Euro zu haben.
Trotz der Kritik: Die DJI Phantom 3 Professional ist derzeit das Beste, was es an Quadcoptern mit Videofunktion in dieser Auflösung gibt. Die Software wirkt ausgereift, echte Probleme traten im normalen Flugbetrieb nicht auf.