Aufgrund der vielen Arbeiten im Project Jigsaw zur Entwicklung eines Java-Modulsystems könnte es zur Verschiebung der Freigabe des JDK 9 um ein halbes Jahr kommen. Oracles Mark Reinhold schlägt ein finales Release für Ende März 2017 vor.
Java-Entwickler müssen vermutlich etwas länger warten als ursprünglich geplant, bis die nächste Version der Programmiersprache erscheinen wird. Denn Mark Reinhold, der bei Oracle für die Plattform verantwortliche Ingenieur, hat empfohlen, dass Java 9 nun rund ein halbes Jahr später erscheinen soll.
Geplant war eigentlich ein finales Release für September 2016. Wird jedoch Reinholds Vorschlag angenommen, wovon angesichts der Erfahrungen mit den Verschiebungen bei Java 7 und 8 auszugehen ist, dann ist der 23. März 2017 der neue Termin für ein fertiges JDK 9, also ziemlich genau drei Jahre nach dem Erscheinen von Java 8. "Feature Complete" soll das derzeit entwickelte Java Development Kit am 25. Mai 2016 sein. Das war ursprünglich für den 10. Dezember 2015 geplant. Wieder mal die Modularisierung
Der Grund für die von Reinhold vorgeschlagene Verschiebung liegt darin, dass das Project Jigsaw noch mehr Zeit benötige. Dieses wohl wichtigste Projekt des JDK 9 geht die Modularisierung von Java an, ein seit einer Dekade gewünschtes Bestreben in der Java-Entwicklung. Die für den JSR 376 – Java Platform Module System – zuständige Expert Group hat bislang noch keine Early Draft Review veröffentlicht, ein im Java Community Process wichtiger Schritt, infolgedessen eine erste maßgebliche Version einer Java-Spezifikation veröffentlicht wird.
Außerdem seien das Interesse in der Java-Community und die Qualität des Feedbacks gerade in den letzten zwei Monaten stark angestiegen, weshalb infolge der intensiven Beschäftigung mit den Vorschlägen und einer möglichen Umsetzung mehr Zeit benötigt werde. Es ist außerdem noch mit mehr Rückmeldungen zu rechnen, da erst seit kurzem eine Early-Access-Version des JDK 9 mit dem Project Jigsaw vorliegt. Der derzeitige Zustand hat also noch weitgehend experimentellen Charakter, der noch einiges an Zeit benötigt, die bereits bestehenden Möglichkeiten zu stabilisieren, zu polieren und aufeinander abzustimmen. Geschichte langer Diskussionen
Bei der Modularisierung von Java geht es vor allem darum, zukünftig die Java Standard Edition (Java SE) auch auf kleineren, leistungsschwachen Geräten einsetzen zu können, ohne dabei auf eine hinreichende Sicherheit und Performance verzichten zu müssen. Erreicht wird das durch abgespeckte, auf die jeweiligen Möglichkeiten des Zielgeräts angepasste Java-SE-Bundles.
Die Modularisierung ist ein schon seit 2005 unter Java-Entwicklern diskutiertes und durch Vorschläge der Betreiber des Industriestandards OSGi, mit dem sich seit deutlich mehr als zehn Jahren Java-Programme und ihre Dienste über ein Komponentenmodell modularisieren und verwalten lassen, auch ein politisch motiviertes Thema. Zeitweilig gab es sogar mehrere Spezifikationen innerhalb des Java Community Process (JCP) zur Modularisierung. Letztlich haben die Bemühungen im Project Jigsaw ihre Heimat gefunden, doch musste die tatsächliche Umsetzung schon für Java 7 und Java 8 verschoben werden.
Mit Jigsaw will Oracle nicht nur ein Modulsystem für Java-Anwendungen, sondern auch eine modulare Java-Plattform schaffen. Das modulare Java könnte nahezu beliebige Konfigurationen bereitstellen, die sowohl komplette Server als auch schlanke Hardware unterstützen. Neben der puren Größe von Java-Installern würde ein solches Konstrukt auch das modulare Laden notwendiger Bibliotheken ermöglichen und schließlich vermutlich die Laufzeitgeschwindigkeit erhöhen.