Ruhig in der Luft, schnell und wendig - der Inspector S ist ein Octocopter, der für den Einsatz in der Industrie gedacht ist. Das Besondere: Seine Kamera kann auch nach oben gucken.
Brücken oder Windräder inspizieren, Gelände vermessen, Schädlinge auf dem Feld biologisch bekämpfen: Die Drohnen des Bielefelder Unternehmens Height Tech sind für den Profieinsatz gedacht. Jetzt hat die Firma einen neuen Octocopter vorgestellt, den Inspector S. Es ist der erste einer neuen Baureihe. Der Inspector S ist 80 Zentimeter lang und knapp 70 Zentimeter breit. Das unbemannte Fluggerät (UAV) wiegt leer, also auch ohne Akku, 2,3 Kilogramm. Das maximale Aufstiegsgewicht liegt bei 4 Kilogramm. Er kann eine Nutzlast von 500 Gramm tragen. Angetrieben wird der Copter von acht Motoren. Sie beschleunigen den Copter bis auf eine Geschwindigkeit von etwa 55 km/h. Hohe Drehzahl sorgt für Stabilität in der Luft
Der Copter kann bis zu einer Windgeschwindigkeit von etwa 55 km/h aufsteigen und sicher fliegen. Die Rotoren sind vergleichsweise klein, drehen dafür aber mit einer höheren Drehzahl. Das bringt mehr Stabilität in der Luft, vor allem bei viel Wind. Dafür ist die Leistungsaufnahme relativ hoch. Mit einer Ladung des Lithium-Polymer-Akkus, der eine Kapazität von 5.800 mAh hat, fliegt der Copter 12 Minuten. Der Inspector L, eines der beiden kommenden Inspector-Modelle, soll mehrere Akkuschächte haben und länger fliegen können. Der Copter hat eine installierte Kamera: Die Alpha 5100 ist eine Systemkamera von Sony, die einen APS-C-Sensor mit einer Auflösung von 24,3 Megapixeln hat. Ausgestattet ist sie mit einem Zoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von 16 bis 50 Millimetern, was einem Kleinbildäquivalent von 24 bis 75 Millimetern entspricht. Die Kamera kann nach oben schauen
Auffällig an der Drohne ist, dass der Gimbal mit der Kamera nicht unter dem Rumpf befestigt ist, sondern davor. Das hat den Vorteil, dass die Kamera auch nach oben geschwenkt werden kann. Notwendig ist das, wenn die Unterseite eines Bauwerks inspiziert werden soll, einer Brücke beispielsweise.
Bedient wird die Kamera über die Fernsteuerung des Copters. Das kann der Drohnenpilot übernehmen, es ist aber auch möglich, den Inspector im Zwei-Personen-Betrieb einzusetzen: Eine Person steuert den Copter, die andere bedient die Kamera. Der Kameraoperator kann über die Fernbedienung den Gimbal mit der Kamera schwenken, zoomen sowie die Aufnahme aktivieren und stoppen. Die Kamera speichert Bilder und Videos und überträgt sie zudem niedriger aufgelöst an einen Monitor, der an der Fernbedienung befestigt wird. Infrarotkamera sucht nach vermissten Personen
Außer mit der Systemkamera kann das UAV auch mit der Infrarotkamera Flir Vue Pro ausgestattet werden, die Wärmebildaufnahmen macht. Damit lassen sich beispielsweise Lecks in der Wärmeisolation von Industrieanlagen oder schadhafte Stellen in Photovoltaikmodulen aufspüren. Retter können damit Brandherde aus der Luft ermitteln oder nach vermissten Personen suchen: Die Kamera nimmt Fotos oder Videos auf.
Geplant ist, dass künftig auch Sonys RX1 II, eine Vollformatkamera mit einer Auflösung von 42,4 Megapixeln, sowie eine Multispektralkamera, die in der Landwirtschaft eingesetzt wird, an den Copter montiert werden können.
Der Inspector wird dieser Tage ausgeliefert. Die komplette Ausrüstung - Copter, Fernsteuerung, Akkus, Kamera, 7-Zoll-Monitor sowie zwei Transportkisten - kostet knapp 15.000 Euro. Zu teuer für den privaten Gebrauch, aber dafür ist er auch nicht gedacht.
Der Inspector inspiziert
Zwar eignet sich der Copter als fliegende Kamera für die Videoproduktion. Konzipiert ist er aber - wie der Name es schon nahelegt - für Inspektionseinsätze. Dabei werden Bauwerke abgeflogen und auf Schäden untersucht: Gebäude, Brücken, Dämme, Schornsteine, Strommasten oder Windkrafträder. Statt einen Menschen auf diese Bauwerke klettern zu lassen, werden sie mit dem Copter abgeflogen. Das ist gerade bei hohen Bauwerken, etwa einer Brücke, nicht nur weniger gefährlich, sondern auch schneller. Weiterer Vorteil: Der Copter kann beispielsweise in einer Industrieanlage Bereiche anfliegen, die sonst nur schwer zugänglich sind. Außerdem können manche Anlagen, etwa ein Schornstein, mit dem Copter im laufenden Betrieb inspiziert werden. Für einen Kletterer müsste er abgeschaltet werden. Land- und Forstwirte suchen nach Tieren
Landwirte und Förster können mit dem Copter ihre Felder oder Waldstücke abfliegen und sich über den Zustand der Pflanzen informieren. Der Copter kann auch mit einer Multispektralkamera ausgestattet werden, um den Schädlingsbefall an Nutzpflanzen zu erkennen. Mit einer Infrarotkamera kann Wild aufgespürt werden: Jäger können sich so einen Überblick über den Bestand verschaffen. Landwirte können Felder vor der Ernte abfliegen, um Rehkitze zu finden und aus dem Feld zu entfernen.
Schließlich werden die Copter in der biologischen Schädlingsbekämpfung gegen Maiszünsler eingesetzt, einen Schädling, der den Mais angreift. Sie werfen über Maisfeldern kleine Kugeln mit Eiern der Schlupfwespe Trichogramma brassicae ab. Wenn die Wespen schlüpfen, legen sie ihre Eier in die Gelege des Schmetterlings, so dass daraus kleine Wespen und keine Schädlinge schlüpfen. Drohne bringt Defibrillator
Die Copter eignen sich schließlich auch als Transporter: Height Tech hat schon die Auslieferung von Medikamenten getestet. Außerdem hat das Unternehmen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen den Deficopter entwickelt: Der Copter transportiert einen Defibrillator zu einem Einsatzort mit einem kardiologischen Notfall. Der Pilot löst dort das Gerät aus, das dann, von einem Fallschirm gebremst, zu Boden fällt.
Der Deficopter wird in Schweden getestet. In Deutschland sind die beiden Transportanwendungen wegen der Rechtslage derzeit nur bedingt möglich.