Wer noch eine ungenutzte Kinect bei sich zu Hause stehen hat, kann sie dafür nutzen, seine Umwelt als 3D-Modell zu verewigen – inklusive seiner Lieben, falls die in der Lage sind, ein paar Minuten stillzuhalten.
Microsoft hat im Windows-Store eine kostenlose App mit dem schlichten Namen 3D Scan veröffentlicht, mit deren Hilfe man eine Kinect der zweiten Generation in einen Scanner verwandeln kann, um von Möbeln, Stofftieren, Geräten oder auch Personen 3D-Modelle zu gewinnen. Die Anwendung ist übersichtlich gestaltet, sodass der Einstieg schnell gelingt: Mit vier Reglern mit jeweils vier Stufen wählt man die Breite, Höhe und Tiefe des Raumbereichs, der erfasst werden soll, sowie die räumliche Auflösung. Ein Schalter gibt an, ob man die Kinect frei Hand durch den Raum führen will oder sie fest installiert – in diesem Fall sollte das Zielobjekt vor dem Sensor rotieren, etwa auf einem Drehstuhl. Will man sich selbst auf diesen setzen, um ein 3D-Selfie zu erzeugen, lässt sich zudem eine Zeitverzögerung vor dem Beginn des Scans sowie eine feste Scan-Dauer einstellen. Einsteigertauglich
Ein paar Klicks und der Raum wandert in den Kasten – die 3D-Scan-App von Microsoft. Ein paar Klicks und der Raum wandert in den Kasten – die 3D-Scan-App von Microsoft. Vergrößern Zugegeben, solche Funktionen kennt man schon länger von anderer 3D-Scan-Software für Kinect & Co. – doch die meiste davon arbeitet nur mit Kinects der ersten Generation zusammen. Prominente Projekte aus der Kinect-1-Ära wie ReconstructMe beschäftigen sich inzwischen lieber mit Intels RealSense statt mit der zweiten Kinect, Skanect hingegen ist seit der Übernahme durch den Sensor-Hersteller Occipital natürlich auf dessen Produkte eingenordet. So war lange Zeit außer der kommerziellen Software KScan3D keine komfortable 3D-Scan-Anwendung für die Kinect 2 in Sicht – schon gar keine kostenlose.
Zwar packt Microsoft schon länger Demos für 3D-Scan-Szenarien in sein Kinect-SDK, aber seit der Veröffentlichung von KinectFusion handelte es sich dabei stets eher um offene Anwendungsbeispiele als um fertige Software, deren Bedienung auch dem Endverbraucher zumutbar ist. Diese Lücke schließt jetzt die hauseigene 3D-Scan-App. Integriert ins Biotop Dafür muss man beim der Redmonder-Gratis-App mit ein paar Einschränkungen leben: Die Anwendung läuft nur unter Windows 10 und exportiert ihre 3D-Daten automatisch in die ebenfalls kostenlose App 3D Builder, in der man die rohen Scan-Daten nachbearbeiten kann. Sie bietet inzwischen auch eine Reparaturautomatik, die den 3D-Scan reif für den 3D-Druck macht. Das alles ist indirekte Folge davon, dass Microsoft seit Windows 8.1 in sein Betriebssystem ein Treibermodell für 3D-Fertigungsmaschinen integriert hat, das gerätespezifische Apps unterstützt, sich ums Spooling und die Verwaltung der Warteschlange für Produktionsjobs kümmert und ein API für die Übergabe solcher Jobs bietet.
Die neue 3D-Scan-App arbeitet mit der Kinect 2 für Windows zusammen, für die Xbox-Kinect der zweiten Generation benötigt man einen speziellen Adapter, da sich sonst deren proprietärer Stecker nicht an den Rechner anschließen lässt.