Heiligabend 1968 erreichten die ersten Menschen den Mond. Eine strapaziöse Reise mit Belohnung: dem Anblick der Erde, wie sie über dem Mond aufgeht. Und einem besonderen Moment, als die Astronauten zu Weihnachten die Genesis aus der Bibel vorlesen - live im Radio für die Zuhörer auf der Erde.
Es gibt viele Wege, zu dem Ort zu gelangen, an dem man Weihnachten verbringen will. Ich sitze zum Beispiel in einem Zug und werde auf dem Weg nach Hause sanft durchgeschüttelt. Etwas unruhiger war da die Reise von Frank Borman, James Lovell und William Anders im Jahr 1968. Ihnen war ein ganz besonderes Ziel für ihr Weihnachtsfest ausgesucht worden, und durchgeschüttelt wurden sie auf dem Weg dorthin auch. Nur sanft war es wirklich nicht.
Als auf der Erde der Kalte Krieg dem Höhepunkt zustrebte, der Vietnamkrieg immer brutaler wurde und die Studentenbewegungen auf der ganzen Welt demonstrierten, konnten diese drei Menschen das alles zurücklassen. Sie befanden sich auf dem Weg zum Mond. Ursprünglich war Apollo 8 gar nicht als Reise zum Mond vorgesehen. Es sollte eine Trockenübung werden, genauso wie es im gleichen Jahr schon Apollo 7 gewesen war. Den Ausflug bis zum Mond hatten die Astronauten den Verzögerungen bei der Entwicklung des Mondlandemoduls zu verdanken. Man hatte ein Raumschiff und wollte es benutzen
Denn als klarwurde, dass Apollo 8 das Landemodul nicht bei einem Flug in den Erdorbit testen könnte, wurde die Mission umgeplant. Denn man hatte ein Raumschiff und wollte es benutzen. Also flog man zum Mond. Auf die Reise geschickt wurde nur das Kommandomodul, also das eigentliche Apollo-Raumschiff, mit dem die Astronauten in den Orbit und wieder auf die Erde zurück fliegen konnten.
Der Start war am 21. Dezember 1968. Da der Flug zum Mond drei Tage dauert, sollte das Raumschiff Heiligabend dort ankommen. Der Reisekomfort war allerdings eingeschränkt, auch wenn es schon ein Fortschritt war im Vergleich zu der duschkabinengroßen Gemini-Kapsel, in der Astronauten teilweise zwei Wochen verbringen mussten. Raumkrankheit und Übermüdung
Dass die Enge der alten Kapseln allerdings auch ihre Vorteile gehabt hatte, stellten die drei Männer bald fest. Borman bekam als Erster die Weltraumkrankheit heftig zu spüren. Denn mit der Möglichkeit, sich zu bewegen, wurde der Kreislauf stärker belastet. Außerdem kam mit der körperlichen Bewegung der Gleichgewichtssinn stärker in Konflikt mit der Umwelt.
Bormans Leben im Raumanzug entwickelte auf dem Weg zum Mond eine Tendenz zum Unschönen, die auch Auswirkungen auf seine Kollegen hatte. Dazu kam der Schlafmangel. Denn während Borman außer Gefecht gesetzt war, mussten die anderen beiden einen Teil seiner Aufgaben übernehmen. Noch dazu ist es nicht leicht, in einem Raumschiff Schlaf zu finden, da es eine lärmende Maschine ist - Lovell und Anders gelang es oft nur mit Schlaftabletten.
Nach einigen Tagen bemerkte Borman, der ausgerechnet seiner Raumkrankheit zu verdanken hatte, dass er am meisten Schlaf bekommen hatte, dass die Crew immer mehr Fehler machte und Anweisungen teilweise erst nach einigen Wiederholungen verstand. Dank der fehlenden Schwerkraft konnte sich die Besatzung zwar noch locker auf den Beinen halten, aber geradeaus denken konnte sie nicht mehr. In den folgenden Missionen wurde der Schlaf deswegen besser geplant und reglementiert.
Und die Erde sieht zu
Aus der Kapsel wurde natürlich auch für die Medien berichtet. Das Interesse am Mondflug war groß, schließlich war noch nie ein Mensch auf dem Mond gewesen! Für das Fernsehen gab es Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit einer Vidicon-Röhre. Das ist eine lustige Vakuumröhre mit einer Schicht, die bei Lichteinstrahlung Ladungsträger freisetzt. Diese können mit einem Elektronenstrahl leicht gelöst werden - und so funktioniert die Röhre auch.
Der Elektronenstrahl fährt Zeile für Zeile die lichtempfindliche Schicht ab. Je mehr Licht die Schicht an der Stelle abbekommen hat, desto mehr Ladungsträger kann der Elektronenstrahl freisetzen. Je größer der Strom zu einem Zeitpunkt ist, desto heller ist der Punkt, aus dem der Elektronenstrahl die Ladungsträger befreit. Klassische Analogtechnik also, die dann ohne Digitalisierung direkt in Radiosignale umgewandelt werden konnte.
Ganz in Farbe und genauso analog war ein Foto, das Apollo 8 berühmt machte. Ein Bild von der Erde, wie sie bei der Umkreisung des Mondes hinter der Kraterlandschaft auftauchte. Es wird regelmäßig zu den wichtigsten Bildern des 20. Jahrhunderts gezählt. "Am Anfang war die Erde wüst und leer"
Ähnlich berühmt wurde ein Interview mit den Astronauten, die zur Weihnachtszeit um den Mond kreisten. Über den Kratern des Mondes, wo die Erde als einziger Farbklecks am Himmel zu sehen ist, lasen die drei Astronauten die Genesis aus der Bibel vor. "Am Anfang war die Erde wüst und leer ..." Die Aufnahme kann man sich heute noch immer anhören und die Sendung wurde mit einem Emmy ausgezeichnet.
Am 27. Dezember 1968 kam die Crew schließlich (weitgehend) gesund und (nicht sehr) munter wieder auf der Erde an. Trotz aller Strapazen gehören die Weihnachten im Mondorbit wohl zu den schönsten, die man sich vorstellen kann.
Diese Geschichte und einige andere waren übrigens auch Teil der Weihnachtsausgabe des Countdown Podcasts.