Noch schwelt zwar ein Rechtsstreit um das Ende des Urheberrechtsschutz, doch zwei Franzosen schert das nicht: Sie haben die Originalschrift des Tagebuchs für jeden frei zugänglich online gestellt. Die grüne Abgeordnete Isabelle Attard und der Informationswissenschaftler Olivier Ertzscheid von der Universität Nantes haben das Tagebuch der Ann Frank im niederländischen Original ins Netz gestellt. Sie berufen sich dabei auf das Ende des Urheberrechtsschutzes Anfang 2016, siebzig Jahre nach dem Tod der Autorin.
Der Anne-Frank-Fond bestreitet diese Frist allerdings. Er macht stattdessen den Vater Annes als Mitautor geltend und damit eine Verlängerung des Urheberschutzes um weitere 30 Jahre – Otto Frank starb 1980. Der Fond mit Sitz im schweizerischen Basel wurde von Annes Vater gegründet, um Gewinne aus dem Tagebuch wohltätigen Zwecken zukommen zu lassen. Otto Frank hatte auch festgelegt, dass der Fond aufgelöst werden solle, wenn nach dem Erlöschen der Autorenrechte keine Gewinne mehr zu erwarten seien. Mit dem Anne-Frank-Haus in Amsterdam kümmert sich eine weitere Institution um die Bewahrung der Geschichte der jungen Deutschen, die während des Krieges in die niederländische Hauptstadt floh und 1945 im Konzentrationslager umgebracht wurde. Das Haus hat eine Version des Tagebuchs erarbeitet, die ins Internet gestellt werden soll, sobald das Urheberrecht erlischt – beziehungsweise der Streit darum geklärt ist. Nach Ansicht des Hauses ist weder Otto Frank noch irgendwer anderes Mitautor des Tagebuches.
Kurz vor Weihnachten hatten das Anne Frank Haus und die Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften (KNAW) vor Gericht den Vorwurf des Baseler Fonds abwehren können, durch die editionswissenschaftliche und historische Erforschung der Manuskripte von Anne Frank gegen die Urheberrechte des Anne-Frank-Fonds zu verstoßen. Der gerichtlich geführte Streit um das Ende des Urheberschutzes steht allerdings noch aus.
Das Tagebuch der Anne Frank wurde in 70 Sprachen übersetzt und mehr als 30 Millionen Mal verkauft.