Der Automobil-Thinktank Rinspeed zeigt in Las Vegas sein Konzeptauto Etos. Im Gespräch mit Golem.de erläutert CEO Frank Rinderknecht seine Ideen für autonomen Fahrkomfort - unter anderem ein einfahrbares Lenkrad und näher an den Fahrer rückende Displays. Dazu gibt es noch einen Multicopter.
Rinspeed hat auf der CES (Consumer Electronics Show) 2016 sein neues Konzeptauto gezeigt. Der Etos - stellenweise vom Hersteller auch mit einem griechischen Sigma am Anfang geschrieben - ist kein Auto, das in die Produktion gehen soll; es dient zahlreichen Partnern als Vehikel, um neue Technologien vorzustellen. Vor allem geht es dabei um Ideen für künftige Autos, die nicht mehr unbedingt einen Fahrer brauchen, wie Frank Rinderknecht, der CEO von Rinspeed, uns erklärt. Und die erwartet er schon bald: "Ich bin überzeugt, dass wir in fünf Jahren autonome Fahrzeuge haben werden". Rein technisch gesehen ist der Etos ein BMW i8 mit kombiniertem Otto- und Elektromotor, der bei 362 PS und 266 kW auf eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h kommt. In 4,4 Sekunden beschleunigt der Wagen von null auf hundert, die elektrische Reichweite beträgt ungefähr 37 Kilometer. Auch das Chassis hat Rinspeed direkt von BMW übernommen, stark verändert wurde hingegen die Karosserie - sie ist aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff - sowie der Innenraum. Keine Einschränkungen bei den Ideen
Der Etos wirkt stellenweise futuristisch, da der Entwickler keinen Einschränkungen bei der Realisierbarkeit der verwendeten Technologien unterlag. So hat der Wagen beispielsweise eine Drohne auf dem Heck - eine Inspire 1 von DJI. "Die Drohne ist eine kleine Spielerei, um zu zeigen, was möglich ist", erklärt Rinderknecht. Start- und steuerbar ist sie vom Inneren des Wagens aus.
Für die künftige Autoentwicklung interessanter sind sicherlich die Ideen, die Rinspeed für den Innenraum hat. Entlang des Armaturenbrettes laufen zahlreiche Displays, die verschiedene Informationen darstellen. Unter anderem werden die Bilder der Kameras, die die Seitenspiegel ersetzen, hier angezeigt. Das Lenkrad aus Leder hat einen wuchtigen Innenbereich, auf dem zahlreiche Bedienelemente sitzen. Um das Lenkrad dreht sich einer der Grundgedanken von Frank Rinderknecht: "Beim autonomen Fahren ist es im Weg", sagt er, also musste hier eine Lösung her.
Wer braucht schon ein Lenkrad?
Um Platz während einer autonomen Fahrt zu schaffen, bei der der Fahrer das Lenkrad nicht verwendet, lässt es sich beim Etos einfach einklappen. Nach einigen Eingaben faltet sich das Lenkrad zusammen und verschwindet in der Konsole - der Mittelbereich mit seinen zahlreichen Schaltflächen fügt sich dann in das Armaturenbrett ein und fungiert weiterhin als Bedienungskonsole. Dadurch steht dem Fahrer mehr Platz zur Verfügung. Rinderknecht geht davon aus, dass in fünf Jahren zahlreiche autonom fahrenden Autos mit diesem Feature ausgestattet sein werden. Wenn das Lenkrad versenkt wird, rücken gleichzeitig die Displays des Armaturenbrettes näher an den Fahrer heran. So können digitale Inhalte besser konsumiert werden, da die Bildschirme nun leichter zu erkennen sind. Mit diesem Konzept könnten Fahrer tatsächlich unkompliziert zwischen autonomem Fahren und der eigenen Steuerung umschalten. Erst einmal nur Ideen
Da der Etos ein Konzeptauto ist, ist die rechtliche Situation für Rinderknecht aktuell eher zweitrangig: "Was der Gesetzgeber dazu sagt, ist eine andere Geschichte." Im Rahmen der Wiener Konvention ist es aktuell in Europa nicht erlaubt, dass sich ein Auto komplett autonom im öffentlichen Straßenverkehr bewegt. Der Fahrer muss stets die volle Kontrolle über das Fahrzeug haben.
Als Beispiel, was in Zukunft aber möglich sein kann, dient der Etos aber sehr gut. Dieser Gedanke ist auch zentral für Rinderknecht - das Auto soll neue Ideen geben und kein Serienfahrzeug sein. Zahlreiche Partner scheinen das Projekt interessant zu finden: Zu den Partnern Rinspeeds gehört unter anderem Corning, das für die Displayverglasung zuständig ist, sowie Harman, von dem die Multimediaumsetzung des Innenraums stammt. Die Halbleiterlösungen stammen von NXP, die Drohne von DJI.
Für Rinspeed ist der Etos nicht der erste Konzeptwagen - sondern die 22. eigene Studie des Schweizer Herstellers. Ob autonom gesteuerte Fahrzeuge in der Zukunft über einklappbare Lenkräder, näher rückende Displays oder gar Drohnen verfügen werden, ist aktuell noch nicht absehbar. Wie ein Cockpit für ein automatisch pilotiertes Fahrzeug, das auch vom Fahrer selbst gesteuert werden kann, aussehen kann, zeigt Rinspeed mit dem Etos allerdings sehr gut.