Wirtschaftsspionage verursacht jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Nun erhält die Deutsche Telekom als erstes Unternehmen ein BSI-Zertifikat für die "Lauschabwehr im Bereich der Wirtschaft".
Wenn die Lauschabwehr der Deutschen Telekom anrückt, haben die Teams eine mindestens 300 Kilogramm schwere Ausrüstung im Gepäck. Spezialisierte Techniker röntgen nach Angaben der Telekom etwa harmlos ausschauende Kaffeekannen, Telefonspinnen und PC-Mäuse. Nun hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Deutsche Telekom AG als ersten IT-Sicherheitsdienstleister auf dem Gebiet "Lauschabwehr im Bereich der Wirtschaft" zertifiziert.
Wie das BSI am Mittwoch mitteilte, zeigte die Telekom bei der Prüfung, "dass bestimmte Mindest-Qualitätsstandards bei der Planung, Durchführung und Nachbereitung von Lauschabwehrprüfungen eingehalten werden". Zudem habe das Unternehmen "seine Kompetenz in der Anwendung eines breit gefächerten Spektrums an Prüfverfahren nachgewiesen". Schäden bis zu 50 Milliarden Euro jährlich
Nach Schätzungen des Bundesinnenministeriums soll Wirtschafts- und Industriespionage allein in Deutschland einen Schaden von über 50 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Daher sei es zum Schutz vertraulicher Informationen wichtig, das illegale Abhören von Besprechungen, Telefongesprächen und Konferenzen zu verhindern, schreibt das BSI. Für Unternehmen sei es jedoch oftmals schwierig, die Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit von Fachfirmen zur Lauschabwehr zu beurteilen. "Eine unabhängige Zertifizierung durch das BSI schafft hier Abhilfe", heißt es weiter.
Einem Bericht der Welt zufolge verfügt die Telekom über zwei Teams zur Lauschabwehr und bietet seit 2013 ihre Dienste auch anderen Firmen an. Dabei wendet sich die Telekom nach eigenen Angaben nicht nur an große Dax-Unternehmen, sondern auch an Mittelständler, die ihre Geschäftsgeheimnisse schützen wollten. Beispielsweise, wenn Unternehmenszukäufe verhandelt oder Gebote für Auktionen entwickelt würden.
Die Telekom-Techniker nehmen demnach USB-Sticks, Steckdosen und Kabel unter die Lupe, suchen mit ausfahrbaren und endoskopischen Kameras in Hohlräumen und messen Funkfrequenzen, um heimliche Sender zu orten. Auch ungesicherte DECT-Anlagen würden aufgespürt. Sim-Karten mit Funktechnik fänden sich in PC-Mäusen. Aus großer Entfernung könnten Angreifer etwa via Laser durch Fensterglas akustische Schwingungen aufnehmen und damit von außen Gespräche abhören. Selbst das Herausnehmen des Akkus aus dem Handy biete nicht immer einen Schutz. Denn sogar in Handy-Akkus könnten Abhörsysteme stecken