Forscher fürchten, dass die globale Stromproduktion aufgrund des Klimawandels in den nächsten 35 Jahren deutlich zurückgehen könnte. Der Grund: Dürre macht Kühlung unmöglich.
Die Energieproduktion in regulären Kraftwerken könnte auf der Erde bis 2050 durch den Klimawandel deutlich beeinträchtigt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Universität Wageningen, berichtet Technology Review in seiner Februar-Ausgabe (ab Donnerstag am Kiosk oder online bestellbar). "Sowohl Wasserkraftwerke als auch thermoelektrische Anlagen, betrieben mit nuklearen, fossilen oder nachwachsenden Brennstoffen, benötigen Frischwasser aus Flüssen", sagt Erstautorin Michelle Van Vliet – entweder als Antrieb oder zur Kühlung.
Sie rechnet damit, dass der Output vieler Anlagen in den nächsten 35 Jahren um ein Drittel sinken könnte. Bei Dürre können sie nicht mit voller Leistung laufen. Der heiße Sommer 2011 in Frankreich gab einen Vorgeschmack darauf: Flüsse wie Loire und Rhone führten sehr wenig Wasser und durften zum Schutz des Ökosystems nicht weiter erwärmt werden. Die 58 Kernreaktoren lieferten zeitweise bis zu 33 Prozent weniger Strom als sonst.
Van Vliet und ihre Kollegen blickten nun weit über die lokal und zeitlich begrenzten Hitzewellen hinaus. "Dies ist die erste Studie, die Klimawandel, die Verfügbarkeit von Wasser und die Stromproduktion auf globaler Ebene verknüpft", sagt Ko-Autor Keywan Riahi vom International Institute for Applied Systems Analysis im österreichischen Laxenburg.
"Besonders die Vereinigten Staaten, die südlichen Regionen Südamerikas, Europas, Australiens und Südafrikas und Südostasien zählen zu den gefährdeten Regionen", sagt Van Vliet. Hier sei nicht nur mit einem Rückgang der Wassermengen, sondern auch mit einem starken Anstieg der Wassertemperaturen zu rechnen. 86 Prozent aller thermischen Kraftwerke werden demnach in den 2050er-Jahren bis zu zwölf Prozent weniger Strom produzieren. Bis in die 2080er-Jahre wachse der Ausfall auf ein Fünftel an.