Es wäre ein weiterer Schlag gegen traditionelle Buchhändler. Allerdings gibt es widersprüchliche Berichte über Amazons Expansion in die Einkaufszentren.
Hat ein Handelsmanager nur Unsinn erzählt oder will der Onlinehändler Amazon tatsächlich in großem Stil eine eigene Ladenkette aufbauen? Dass Amazon in Berlin ein Ladengeschäft eröffnen könnte, ist kein Geheimnis mehr. Was Sandeep Mathrani, Chef von General Growth Properties (GGP), aber jüngst eher beiläufig in einer Telefonkonferenz ausplauderte, dürfte traditionelle Buchhändler stark beunruhigt haben. "Amazon öffnet stationäre Buchläden und ihr Ziel ist es, soweit ich es verstehe, 300 bis 400 Buchläden aufzumachen", sagte Mathrani nach Angaben des Wall Street Journals.
Da General Growth Properties selbst rund 120 Einkaufszentren in den USA betreibt, könnten Mathranis Äußerungen durchaus einen realen Hintergrund haben. Möglicherweise hat es schon Gespräche mit dem Versandhändler gegeben. Zumal Amazon im vergangenen November einen eigenen Buchladen in der Universität Seattle eröffnet hatte. Deutschland-Chef Ralf Kleber hatte im Dezember dem Tagesspiegel gesagt: "Läden einzurichten war immer eine Option. Berlin wäre ein Top-Kandidat für einen Amazon-Laden." Eine umfangreiche Ladenkette würde über solch punktuelle Läden aber deutlich hinausgehen. Pläne sollen deutlich bescheidener sein
Die New York Times bestätigte unterdessen, dass Amazon tatsächlich eine Expansion in den stationären Handel plane. Allerdings falle diese wesentlich bescheidener aus, als von Mathrani angedeutet, schrieb das Blatt unter Berufung auf eine eingeweihte Person. Entsprechende Spekulationen hatte es bereits gegeben, als Amazon seinen Laden in Seattle eröffnet hatte. Weder Amazon noch GGP wollten die Gerüchte auf Anfrage der US-Medien kommentieren.
Welches Konzept dabei angestrebt werden soll, ist ebenfalls unklar. Bislang verkauft Amazon seine Bücher in dem Laden in Seattle zum selben Preis wie im Internet, wobei die Preise dabei häufig unter den Preisen anderer Buchläden liegen, da es in den USA, anders als in Deutschland, keine Buchpreisbindung gibt. Amazon wählt seine 5.000 vorrätigen Bücher nach den Verkaufszahlen und Vorbestellungen seines Onlinegeschäfts aus. Zudem werden die Buchrezensionen der Onlinekunden für bestimmte Bücher angezeigt.
Laut Mathrani könnten die Läden aber noch einen weiteren wichtigen Zweck erfüllen. Sie könnten als Anlaufstationen dienen, um Produkte zurückzugeben. Schließlich werde mehr als jedes dritte im Internet gekaufte Produkt aus dem Bereich Textilien oder Papier wieder in einem traditionellen Laden retour geschickt.