Maru ist eine Android-Version, die auf einem externen Monitor einen mit Maus und Tastatur bedienbaren PC-Desktop anzeigt. Maru konkurriert so mit Microsofts Continuum und Ubuntu Phone, bietet aber eine größere Auswahl an Desktop-Anwendungen.
Moderne Smartphone und Tablets haben genug Power, um nach Anschluss von Tastatur, Maus und Monitor einen Low-End-PC ersetzen zu können. Allerdings müssten dazu die Mobilbetriebssysteme das Arbeiten in PC-Manier auf großen Displays vernünftig unterstützen, was lediglich spezielle Varianten wie Remix OS, eine Android-Version für den Desktop, leisten. Continuum und Convergence
Microsoft hat eine eigene Antwort auf das Problem: Unter dem Namen Continuum kombiniert man die Kacheloberfläche von Windows Phone auf dem Mobilgerät mit einem PC-typischen Windows-Desktop inklusive Startmenü. Im c't-Test erwies sich das Lumia 950 XL mit Windows 10, per "Display Dock" mit Maus, Tastatur und Monitor verbunden, als durchaus brauchbar zum Surfen und für einfache Office-Aufgaben
Bei Ubuntu Phone nennt sich die Kombination von Mobilsystem und PC-Desktop Convergence: Ubuntu-Phone-Geräte wie das frisch angekündigte Ubuntu-Tablet Aquaris M10 zeigen beim Anschluss eines Monitors den normalen Ubuntu-Desktop an. Allerdings funktioniert das ausschließlich mit Ubuntu Phone (das vor vier Jahren versprochene Ubuntu für Android hat sich nie materialisiert), so wie Continuum auf Windows-Smartphones beschränkt bleibt. Android und Debian
Die Entwickler von Maru arbeiten daher an einer Lösung für Android. Schließt man an ein unterstütztes Smartphone mit ihrer Variante von Android 5.1 (Lollipop) per HDMI ein Display an, startet auf dem Gerät ein Debian Linux. Dessen PC-Desktop lässt sich mit Bluetooth-Tastatur und -Maus bedienen. Das Telefon soll gleichzeitig weiter benutzbar bleiben.
Für die ARM-Version von Debian, die in Maru OS läuft, sind zahlreiche Open-Source-Anwendungen wie Firefox, LibreOffice und Thunderbird verfügbar. Daten auf der SD-Karte des Smartphones wie Fotos und Downloads sind vom Linux-Desktop aus zugreifbar. Da Debian die Netzwerkverbindung des Smartphones nutzt, kommt man auch per Mobilfunk ins Netz.
Grundsätzlich ist die Idee, auf Android-Geräten ein Linux zu installieren, nicht neu: Auch Android verwendet den Linux-Kernel, und für den Rest des Systems kann man eine Chroot-Umgebung einrichten. Android-Apps wie Complete Linux Installer (früher Linux on Android) und Linux Deploy installieren diverse Linux-Distributionen auf beliebigen Android-Geräten, Root-Rechte vorausgesetzt.
Die Kombination aus PC-Desktop auf dem externen Monitor bei gleichzeitiger Nutzung des Telefons und der automatische Start des Debian-Desktops bei Anschluss eines Monitors, wie sie Maru OS verspricht, beherrschen sie allerdings nicht. Hier ist Maru OS im Vorteil, da die Entwickler ihr eigenes Android für den Parallelbetrieb mit Debian optimieren können.
Maru OS läuft derzeit nur auf dem Google Nexus 5 und ersetzt dort das Android von Google. Eine Beta-Version soll bereits fertig sein; derzeit kann man sich allerdings nur für die Maru-OS-Malingliste registrieren und auf eine Warteliste setzen lassen.