Das (menschliche) Auge wird oft als Kamera mit lichtempfindlicher Schicht bezeichnet. Dies trifft auf den Bau und die Funktion der Netzhaut tatsächlich recht gut zu.
Die Netzhaut des Auges - so ist sie aufgebaut
Die Netzhaut ist der lichtempfindliche Teil des (menschlichen) Auges und befindet sich ganz hinten im Auge, am hinteren Teil des Augapfels. Die Netzhaut erscheint gelblich, manchmal auch leicht rosa gefärbt und ist durchsichtig. Sie ist aus feinsten Verzweigungen des Sehnervs aufgebaut. An den Enden sitzen Millionen(!) von lichtempfindlichen Zellen, wegen Ihres Aussehens auch Stäbchen und Zapfen genannt. Die extrem lichtempfindlichen Stäbchen können nur Schwarz-Weiß-Informationen aufnehmen, die weniger lichtempfindlichen Zapfen sind für das Farbensehen zuständig. Die unterschiedliche Empfindlichkeit dieser beiden Sehzellentypen ist übrigens auch der Grund, warum man in der Dämmerung nur schwer Farben sehen kann: Die Zapfen, die für die drei Grundfarben rot, grün und blau zuständig sind, sprechen nämlich erst bei einer gewissen Beleuchtungsstärke an ("nachts sind alle Katzen grau"). Die Netzhaut enthält zusätzlich eine sog. Netzhautgrube, eine Stelle in der Mitte der Netzhaut, an der man besonders scharf und genau sieht, weil sie besonders dicht aus Sehzellen (in diesem Fall sogar nur Zapfen) aufgebaut ist. Diese Stelle wurde übrigens früher gelber Fleck genannt. Dagegen ist der Blinde Fleck am unteren Ende der Netzhaut ganz ohne Sehsinneszellen. An dieser Stelle ist das Auge tatsächlich blind. Dieser Fleck hat die Funktion, den Sehnerv durch die Netzhaut zu leiten, damit dieser die empfangenen Sehreize zum Gehirn weitergeben kann.
Sehen beruht auf der Funktion der Netzhaut
Die Augenlinse erzeugt zusammen mit der gekrümmten Hornhaut und dem durchsichtigen Glaskörper des Auges auf der Netzhaut ein (umgekehrtes und zudem seitenverkehrtes) Bild der Gegenstände, die gerade betrachtet werden. Es ist eine Gehirnleistung, die auf Erfahrung beruht, dass derartige Bilder wieder in seitengerechte und aufrechte Wahrnehmungen umgewandelt werden. Durch Verändern der Brennweite der Linse (Krümmungsveränderung) wird das Bild auf der Netzhaut scharf gestellt. Nun kommen die Sehsinneszellen, also Stäbchen und Zäpfchen zum Einsatz. Sie enthalten lichtempfindliche Pigmente, die sog. Rhodopsine. Die Funktion dieser Rhodopsine ist chemischer Natur, sie verändern ihre chemische Struktur, sobald Licht einfällt, und gelangen in ihre ursprüngliche Struktur zurück, wenn der Lichtimpuls als elektrisches Signal durch den Sehnerv zur Verarbeitung in die Sehrinde des Gehirns weitergeleitet wurde. In der Zeit, in der sich die Sehpigmente chemisch erholen, können tatsächlich keine neuen Seheindrücke bzw. Lichtimpulse verarbeitet werden - das Auge hat eine Totzeit. Auch Pflanzen "arbeiten" mit Rhodopsinen, um Licht aufzunehmen und umzuwandeln.