Das Vorgehen in der EU gegen Steuertricks von US-Unternehmen zeigt Wirkung: Amazon will in Deutschland und UK erwirtschaftete Gewinne überraschenderweise nicht mehr in Luxemburg versteuern.
Amazon gibt sein umstrittenes Steuermodell in Europa offenbar auf. Seit Anfang Mai versteuert der Versandriese nach eigenen Angaben seine in Deutschland erwirtschafteten Gewinne über die deutsche Niederlassung direkt im Land und nicht mehr wie bisher in dem als Steueroase geltenden Luxemburg. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher. Auch in Großbritannien will Amazon Einnahmen künftig innerhalb des UK und nicht mehr in Luxemburg versteuern, so der britische Guardian.
Damit reagiert Amazon auf die wachsende Kritik an der bei manchen US-Unternehmen gängigen Praxis, Gewinne in europäischen Ländern über ein Firmengeflecht zu verbuchen und so Schlupflöcher zu nutzen. Die Süddeutsche verweist in einem Beispiel darauf, dass die Luxemburger Zentrale von Amazon im Jahr 2009 mehr als 500 Millionen Euro an eine andere Firma im Großherzogtum überwiesen hatte, die selbst null Prozent Steuern gezahlt hat. Die Überweisungen seien als Lizenzgebühren verbucht gewesen, beispielsweise für die Marke Amazon. Das gleiche Konzept – Double Irish with a Dutch Sandwich – nutzen viele US-Unternehmen im Prinzip auch in Irland, den Niederlanden und Luxemburg.
Im konkreten Fall von Amazon prüft die EU-Kommission derzeit, ob deren bisheriges Steuerkonstrukt überhaupt legal ist. In Großbritannien entgeht Amazon durch das geänderte Steuermodell der als Google Tax bekannt gewordenen Straf-Steuer. Damit können multinationale Unternehmen, die im Vereinigten Königreich erwirtschaftete Gewinne steuerlich im Ausland geltend machen, seit Anfang April belangt werden. Amazon stellt die Gründe für die Umstellungen im Bericht jedoch ganz anders dar: "Wir überprüfen regelmäßig unsere Firmenstrukturen, um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden bestmöglich bedienen können".