Die Tage der SIM-Karte sind gezählt: Zumindest sind sich die deutschen Provider darüber einig. Inzwischen haben Vodafone und Telefónica erste eSIM-Geräte ab Frühjahr im Programm. Diese erlauben es, fest im Gerät verlötete SIM-Einheiten statt austauschbarer Karten zu verwenden. Grundsätzlich eine gute Idee. Nur an der Umsetzung mangelt es. eSIM ist die Abkürzung von Embedded SIM. "Embedded" bedeutet hier das feste Einbetten des Subscriber identity modules in die Elektronik internetfähiger Geräte. Die SIM-Karte soll abgelöst werden durch eine Kombination aus diesem Chip und einem Aktivierungs-Code der Provider ersetzt werden.
Der eSIM-Standard durch die GSMA soll auf dem Mobile World Congress 2016 vorgestellt werden, wie Heise berichtet. Doch schon jetzt beginnen deutsche Provider mit der Vermarktung eines ersten Vorschaugerätes. Die Rede ist von Flexibilität, Vernetzung und erleichterter Installation. eSIM-Hardware
Das erste Gerät, das voraussichtlich gemäß GSMA-Standard die eSIM in Deutschland nutzt, ist die Samsung Gear S2 Classic 3G. Sowohl Vodafone als auch O2 werden die Uhr als eSIM-Gerät verkaufen:
Vodafone schreibt, dass die Vermarktung "in rund 60 ausgewählten Vodafone-Shops in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf und Dortmund" am 11. März beginnt. "Für 20 Euro im Monat – und damit um 5 Euro reduziert - erhalten Kunden nicht nur die Smart-Watch, sondern auch eine Red+ Allnet Zusatzkarte. In diesem Tarif nutzt die Uhr für den Internetzugang das Highspeed-Datenvolumen der Red-Hauptkarte. Und für die Telefonie stehen eine eigene Mobilfunknummer sowie eine komplette Sprachflatrate in alle deutschen Netze zur Verfügung. Wird nur eine schnelle Internet-Verbindung benötigt, können sie auch die Red+ Data-Karte buchen oder einen Vodafone Data Go-Tarif auswählen." Aus dieser Formulierung geht hervor, dass die Uhr mit diesem Tarif nicht selbstständig internetfähig ist.
O2 schreibt "Die Samsung Galaxy Gear S2 Classic 3G wird auf dem Mobile World Congress vorgestellt und ist ab April 2016 in ausgewählten O2-Shops erhältlich. [...] Bei O2 erhalten Bestandskunden die neue Samsung Galaxy Gear S2 classic 3G für einmalig 59 Euro sowie 19,98 Euro pro Monat zusammen mit dem O2 Blue All-in S und dem Surf-Upgrade S." Dieser Vertrag bietet 200 MByte Inklusivvolumen für High-Speed-Internet auf der Uhr. Wie aktiviere ich eine eSIM?
Telekom, Vodafone und O2 schicken Euch zur eSIM eine physische SIM mit. Dieser liegt ein Aktivierungs-Code bei. Diesen 2D-Code könnt Ihr mit Eurem Smartphone einscannen und per Bluetooth an das Zielgerät übertragen. Derzeit funktioniert das nur mit der Gear S2 3G. Später werden Autos, Fotoapparate, Sportarmbänder, Babyphones, Freisprecheinrichtungen und andere elektronische Dinge hinzukommen.
Ein eSIM-Profil lässt sich nur ein einziges Mal aktivieren. Wenn Ihr ein neues eSIM-Gerät aktivieren wollt, braucht Ihr einen neuen Code. Ob Euch dieser dann zusammen mit einer neuen physischen SIM-Karte per Post zugesandt wird, oder nach einem Telefonat mit dem Kundenservice einfach per E-Mail überreicht wird, ist noch nicht bekannt. Kann ich trotz eSIM den Provider wechseln?
Es sieht sehr danach aus. Man kann das eSIM-Profil von Geräten entfernen und ein eSIM-Profil eines anderen Providers auf denselben Geräten aktivieren. Zumindest Vodafone hatte uns das bestätigt. Ob die Telekom oder andere Provider eine Art Netlock für jene Geräte etablieren werden, müssen wir abwarten. Jedoch wäre eine Entscheidung zugunsten solcher Restriktionen bedauerlich.
Spannend wird das Thema Dual-SIM. Theoretisch müssten Hardware-Hersteller für diesen Betrieb zwei eSIM-Module in einem Gerät unterbringen und die Software müsste bestimmte Anpassungen bieten, damit die Aktivierung weiterhin klappt. Jedoch bleiben die Fragen zur Dual-eSIM unbeantwortet. Was sind die Nachteile der eSIM?
Es wird als eSIM-Vorteil beworben, dass der Nutzer keine Probleme mit Plastikkarten-SIMs mehr haben werde. Vor allem beim Einsetzen und Herausnehmen der Kärtchen treten gelegentlich mechanische Schäden an Smartphones auf, so dass die Geräte repariert werden müssen.
Solange es nicht zu Unfällen kommt, ist diese Flexibilität aber sehr gut für den Kunden. Er kann jederzeit die SIM-Karte für ein anderes Gerät verwenden und sie wenig später wieder in seinem eigenen Gerät nutzen. Alles, was er braucht, ist die Karte, gegebenenfalls einen Adapter und die PIN.
Das ist mit der eSIM nicht mehr so einfach. Ihr müsst zuerst dass eSIM-Profil auf dem einen Gerät löschen auf das neue Gerät übertragen. Dabei wird oft nach einem Aktivierungs-Code gefragt, den Ihr aber nur ein einziges Mal benutzen dürft. Einen solchen Code bekommt Ihr oft nur mit der Hilfe eines Service-Mitarbeiters. Und dieser ist nicht immer in wenigen Minuten erreichbar. Ist die eSIM gut oder schlecht?
Die Provider haben die eSIM eingeführt, damit ihre Kunden all ihre internetfähigen Geräte bequem über den bestehenden Vertrag ans Netz bringen können. Leider wird der Ärger mit dem Aktivierungs-Code ziemlich viel Verwaltungsaufwand für den Provider und Wartezeiten für Kunden mit sich bringen. Erst wenn es den Providern gelingt, neue Aktivierungs-Codes schnell verfügbar zu machen, ist die eSIM so bequem, wie sie beworben wird.
Die eSIM schafft für Kunden Probleme, die vorher Dual-SIM-Geräte hatten. Man kann nicht mehr so einfach Roaming-Gebühren im Amsterdam-Ausflug sparen, indem eine holländische SIM-Karte einlegt wird. Der Nutzer kann nicht länger Geld für das mobile Internet sparen, indem er eine preiswerte Daten-SIM einlegt.
All diese Optionen könnten entfallen, wenn künftige Hardware ohne einen Slot für SIM-Karten aus Plastik gebaut werden.