Mercedes Benz will viele Fließband-Roboter in seinem größten Werk abschaffen und mehr durch Arbeitskräfte erledigen lassen. Der Grund sind die vielen Individualisierungsmöglichkeiten der Fahrzeuge.
"Roboter können mit dem hohen Individualisierungsgrad und den vielen Varianten, die wir heute haben, nicht umgehen", sagte Markus Schäfer, Produktionschef von Mercedes Benz der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Wir sparen Geld und sichern unsere Zukunft, in dem wir mehr Menschen einstellen." Die Änderungen betreffen derzeit nur das Werk in Sindelfingen. Es ist die größte Produktionsstätte von Mercedes, in der jedes Jahr etwa 400.000 Fahrzeuge gebaut werden.
Das Unternehmen plant in den nächsten vier Jahren zehn neue Modelle auf den Markt zu bringen, die in zahlreichen Ausstattungsvarianten und mit vielen Extras bestellt werden können. 20 weitere Modelle erhalten bis zum Ende des Jahrzehnts eine Überarbeitung.
Komplett ohne Roboter werde das Fließband nicht auskommen, sagte Schäfer. Lackieren und schweißen könnten diese besser. Menschen werden künftig aber Hand in Hand mit kleinen Robotern am Band arbeiten, die sich ständig wiederholende Handgriffe ausführen. Sie werden meist nicht mehr in abgesperrten Bereichen arbeiten, sondern neben den menschlichen Arbeitern. Das erfordert vollkommen neue Sicherheitsmaßnahmen, denn die Roboter dürfen nicht zu einer Gefahr für den Menschen werden.
Entsprechende Unfälle sind schon passiert. 2015 wurde ein Mitarbeiter einer Fremdfirma im Volkswagenwerk Kassel in Baunatal von einem Roboter getötet, als er das Gerät auf einer Produktionslinie einrichten wollte.
Dennoch sind Unfälle mit Robotern in Fabriken selten, da der Bereich der Maschinen bisher strikt von dem der Menschen getrennt ist. Die Roboter befinden sich in einem geschlossenen Käfig. Der Verunglückte befand sich in dem Käfig, als der Unfall geschah.
Das darf mit den humanoiden Robotern Baxter und Sawyer des Roboterhersteller Rethink Robotics nicht passieren. Diese können mit Menschen zusammen an einer Produktionslinie arbeiten und verfügen über Kameras, mit denen sie ihre Umgebung erfassen und Kollisionen vermeiden.
Welche Roboter Mercedes in seinem Werk einsetzen wird, ist noch nicht bekannt.