Die Sorge, beim Umsteigen den Anschlußzug zu verpassen, weil man den richtigen Weg nicht schnell genug findet, soll mit RadAR+ zukünftig der Vergangenheit angehören.
Wer sich auf die Einblendungen seiner Datenbrille verlässt und den grünen Fußspuren von der U-Bahn bis zum Bahnstein folgt, soll künftig seinen Weg schneller finden. Dieses Ziel steht im Zentrum des Projekts RadAR+, in dem Forschungseinrichtungen gemeinsam mit Unternehmen ein Navigationsgerät für Datenbrillen entwickeln wollen.
Die Perspektive der Darstellung soll sich dabei automatisch anpassen, wenn der Reisende seine Blickrichtung ändert. Zusatzinformationen wie Verspätungsmeldungen und die Adresse eines dafür möglicherweise praktischen, in der Nähe gelegenen Cafés soll die Brille ebenfalls liefern. Besonderes Augenmerk lege man auf Datensicherheit, betont Prof. Dr. Ludger Schmidt, Leiter des Fachgebiets Mensch-Maschine-Systemtechnik der Universität Kassel, dessen Team vor allem an der Benutzerfreundlichkeit arbeitet. Darunter fällt unter anderem, dass das System individuelle Bedürfnisse älterer oder körperlich eingeschränkter Personen berücksichtigen und beispielsweise je nach angenommener körperlicher Verfassung des Brillenträgers unterschiedliche geschätzte Zeiten für die Wegstrecke einblenden soll. Tests im Frankfurter Bahnhof und Flughafen
RadAR+ steht für "Reiseassistenzsystem für dynamische Umgebungen auf Basis von Augmented Reality" und ist Teil des Förderschwerpunkts "Adaptive, lernende Systeme – Für eine verständliche Interaktion zwischen Mensch und komplexer Technik". Das Projekt, an dem neben der Uni Kassel unter anderem das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, die Rhein-Main-Verkehrsverbund Servervicegesellschaft mbh und die Fraport AG beteiligt sind, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 4,3 Millionen Euro gefördert und läuft noch drei Jahre.
Erste Versuche mit der Datenbrille sollen im Labor der Uni Kassel laufen, danach ist geplant, sie in Frankfurt am Fernbahnhof und am Flughafen zu testen. In seiner Funktionsweise dürfte das Brillen-Navi dem "Personal Indoor Assistant" ähneln, einer Software, die die TU Wien gemeinsam mit dem Startup-Unternehmen "Insider Navigation" entwickelt. Anstelle der Datenbrille soll dort allerdings das Smartphone des Anwenders zum Einsatz kommen.