Unitymedia schaltet die analogen Programme früher ab als vorgegeben. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) fürchtet durch die Reduktion im Vorfeld für kleinere TV-Sender einen "Tod auf Raten".
Am 30. Juni 2017 wird das analoge TV-Programm von Unitymedia eingestellt. Das gab der in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg tätige Kabelnetzbetreiber am 4. April 2016 bekannt. Hanau werde als erste Stadt im Kabel digitalisiert. "Die Pilotstadt wird wichtige Praxiswerte für die Volldigitalisierung im gesamten Verbreitungsgebiet schaffen", sagte Christian Hindennach, Senior Vice President Consumer bei Unitymedia. "Neben den eigenen Digitalisierungsmaßnahmen fließen auch Erfahrungen unserer Ländergesellschaften in der Schweiz und in Österreich ein." Zuvor hatte bereits das Medienmagazin DWDL über das Ende der Verbreitung analoger Programme berichtet. Der Verband der Kabelnetzbetreiber Anga gab das Jahresende 2018 für die Komplettabschaltung vor. Durch die Einstellung der analogen Verbreitung würden umfangreiche Übertragungskapazitäten frei, die für zusätzliche digitale Fernsehprogramme in HD und schnelle Internetzugänge genutzt werden könnten. Zuschauer sollen ein faires Angebot zum Umstieg bekommen
Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM): "Die LfM hat den gesetzlichen Auftrag, die Digitalisierung zu fördern. Nach Satellit und Terrestrik wird demnächst - endlich könnte man sagen - auch das Kabel volldigitalisiert sein. Damit ist die Schlussmelodie gespielt in der Umstellung von analog auf digital. Für uns bleibt wichtig, dass die Zuschauer ein faires Angebot zum Umstieg bekommen." Kabelkunden, die bislang nur analoge Programme nutzen, müssten ihr für digitalen Kabelempfang (DVB-C) geeignetes Fernsehgerät umstellen oder einen Sendersuchlauf durchführen. Wenn das Fernsehgerät älter ist, wie etwa ein Röhrenfernseher, sei eine Neuanschaffung oder eine Set-Top-Box erforderlich.
Bereits im April 2016 soll das analoge Angebot in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg deutlich reduziert werden, dafür sollen ab Mitte Mai weitere digitale TV-Programme in HD-Qualität eingespeist werden.
Der Geschäftsführer des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), Claus Grewenig, sagte: "Für die Privatradios ist UKW via Kabel ein elementar wichtiger Verbreitungsweg. Deshalb geht der VPRT davon aus, dass die UKW-Verbreitung im Kabel erhalten bleibt und dafür eine Lösung gefunden werden muss."
Private Radioprogramme müssten künftig auch digital vollständig abgebildet werden, da Radio ein digitales Must Carry bislang fehle. Es dürfe keine privilegierte Berücksichtigung öffentlich-rechtlicher Programme geben, wie sie jetzt schon teilweise zu beobachten sei.
Eine weitere Reduktion von vier TV-Kanälen im April 2016 bringe erhebliche Reichweitenverluste hervor. Gerade für kleinere TV-Sender könne dies einen "Tod auf Raten" bedeuten. Allen TV-Sendern solle eine digitale Verbreitung ermöglicht werden.