Der Vorschlag für exklusives Vectoring der Telekom rund um den Hauptverteiler ist bei der EU durchgekommen. Vectoring sei ein Mittelweg zur Verlegung von Glasfasernetzen. Die Telekom ist vorsichtig optimistisch, dass es jetzt losgeht.
Die EU-Kommission hat einem neuen Entwurf der Bundesnetzagentur zum exklusiven Vectoring für die Deutsche Telekom im Nahbereich zugestimmt, aber weitere Nachbesserungen verlangt. Das gab die EU-Kommission am 19. Juli 2016 bekannt "Die zusätzlichen Garantien, die die Bundesnetzagentur jetzt vorschlägt, schützen den nachhaltigen Wettbewerb und schaffen Anreize für zukunftsfähige Netze der Gigabit-Gesellschaft. Es sind jedoch weitere Verbesserungen erforderlich, und wir werden genau darauf achten, dass sie vorgenommen werden", sagte Digital-Kommissar Günther Oettinger.
Vectoring sei eine Technologie, die einen Mittelweg zur Verlegung von Glasfasernetzen darstelle, erklärte die EU-Kommission. Schätzungen zufolge würden so 1,4 Millionen Haushalte erstmals Verbindungsgeschwindigkeiten von über 50 MBit/s und technisch bis 100 MBit/s erhalten. Derzeit funktioniere diese Technologie jedoch nur, wenn sie auf ein gesamtes Bündel von Kupferkabeln angewandt werde, was die Konkurrenz ausschließt.
Jetzt sei aber vorgesehen, den Anbietern, die derzeit am Hauptverteiler präsent sind, den Zugang zu Kabelkanälen und unbeschalteten Glasfaserleitungen zu gestatten. Andere Anbieter könnten die Vectoring-Technologie in mehr Gebieten als früher einsetzen und eines der Zugangsprodukte werde von der Bundesnetzagentur weiter verbessert, so die EU. Stellungnahmen aller Beteiligten
Ein Sprecher der Bundesnetzagentur sagte Golem.de auf Anfrage: "Wir begrüßen die Stellungnahme der Kommission. Damit ist ein wesentlicher Schritt für den Einsatz von Vectoring auch im Nahbereich getan, um den Breitbandausbau in Deutschland weiter voranzutreiben. Wir werden uns mit den Anmerkungen der Kommission in der endgültigen Entscheidung auseinandersetzen."
Auch die Deutsche Telekom äußerte sich zufrieden: "Wir begrüßen, dass die EU-Kommission auf eine erneute vertiefte Prüfung verzichtet hat und die Bundesnetzagentur jetzt zügig ihre Regulierungsverfügung bekanntgeben kann. Ohne Details zu kennen, müssen wir allerdings prüfen, welche Auswirkungen die von der EU-Kommission ins Spiel gebrachte Verknüpfung von Nahbereich-Vectoring mit einem bestimmten Vorleistungsprodukt hat. Im Regulierungsentwurf der Bundesnetzagentur war dies nicht vorgesehen", sagte Telekom-Sprecher Philipp Blank Golem.de.
Die drei Gegner der Planungen Breko (Bundesverband Breitbandkommunikation), Vatm (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) und Buglas (Bundesverband Glasfaseranschluss) bedauerten die Entscheidung.
Die Regulierungsbehörde habe ihren geplanten Beschluss nur geringfügig angepasst und für die Wettbewerber in bestimmten Punkten sogar noch verschlechtert. "Der für die kommende Gigabit-Gesellschaft so wichtige Ausbau mit hochmoderner Glasfaser bis direkt ins Gebäude oder die Wohnung (FTTB / FTTH) wird in den betroffenen Gebieten nun in vielen Fällen unmöglich, da dieser 'echte' Glasfaserausbau ohne den Einbezug der in der Regel dichter besiedelten Nahbereiche meist nicht rentabel realisierbar ist".