Zwei Grafikkarten, zwei Low-Level-Schnittstellen: Spiele wie Doom und Quantum Break nutzen Vulkan oder Direct3D 12. Wir haben verglichen, was die beiden APIs der Geforce GTX 1060 und der Radeon RX 480 an Leistung entlocken - einige Überraschungen inklusive.
Nach den Tests der Geforce GTX 1060 und der Radeon RX 480 kam die Frage auf: Wie schlagen sich beide Grafikkarten in Spielen, welche die aktuellen Low-Level-Schnittstellen Direct3D 12 und Vulkan unterstützen - und profitieren sie davon? Wir haben die zwei Pixelbeschleuniger in acht Titeln verglichen und geprüft, ob D3D12 statt D3D11 und Vulkan statt OpenGL etwas bringt - und wenn ja, was. Unsere Auswahl fiel auf Ashes of the Singularity, Doom (2016), die Beta von Forza Motorsport 6 Apex, Gears Of War Ultimate Edition, Hitman (2016), Quantum Break, Rise of the Tomb Raider und Total War Warhammer. Außen vor blieben Caffeine, Dota 2, Rust und The Talos Principle: Ersteres ist ein kleiner Indie-Titel, mit dem wir uns bisher schlicht nicht beschäftigt haben. Valves Moba-Spiel erzielt derart hohe Bildraten, dass wir auf einen Vergleich verzichtet haben. Rust zeigt auf der Geforce wie der Radeon mit D3D12 heftige Framerate-Einbrüche, und bei The Talos Principle ist das Vulkan-API angesichts des D3D11-Pfades unter Windows 10 keine sinnvolle Wahl.
Mit zu den ersten D3D12-Titeln zählte Ashes of the Singularity, was gerne von AMD gezeigt wurde. Grundsätzlich gilt: Die Geforce GTX 1060 und die Radeon RX 480 liefern ähnliche Bildraten ab, in 1080p und 1440p läuft das Echtzeitstrategiespiel flüssig. Die Nvidia-Grafikkarte verliert durch den Wechsel auf D3D12 etwas an Leistung, das Radeon-Modell legt durch Async Compute ein paar Prozent zu. Die Geforce bleibt aber etwas schneller. Id Softwares Doom setzt auf OpenGL und Vulkan. Wir haben mit Nightmare-Details und TSSAA 8TX gemessen, da sonst Async Compute brachliegt und die Radeon RX 480 nur von Shader Intrinsics und Frame Flip Optimizations profitiert. Die Polaris-Grafikkarte legt unter Vulkan zu, wir messen ein Plus von bis zu 26 Prozent. Damit ist der AMD-Pixelbeschleuniger deutlich flotter als die Geforce GTX 1060, die leicht an Geschwindigkeit verliert. Bei der Gears of War Ultimate Edition und dem kostenlosen Forza Motorsport 6 Apex sind wir seit dem Mai-Update für die Universal Windwows Plattform in der Lage, brauchbare Messwerte zu erstellen, da V-Sync deaktivierbar ist. Bei Marcus Fenix Geballer nutzen wir den integrierten Benchmark, beim Rennspiel setzen wir auf das Tool Presentmon und ein Regen-Rennen auf Brands Hatch. In beiden D3D12-Titeln gilt: Die Radeon RX 480 ist ein bisschen schneller als die Geforce GTX 1060. Zumindest in Gears of War mangelt es den Karten an Leistung für 4K-UHD, in Forza schaffen beide Modelle rund 60 fps. Im aktuellen Hitman schneidet die Radeon RX 480 stark ab, bereits unter D3D11 liegt sie vor der Geforce GTX 1060. Diese büßt beim Wechsel auf D3D12 erneut ein paar Bilder pro Sekunde ein, wohingegen die Radeon wieder von Async Compute profitiert und bis zu +14 Prozent mehr an Leistung dazugewinnt. Wem rund 30 fps reichen, der kann Hitman in 4K-UDH spielen. Bei Remedys Quantum Break haben uns die Resultate überrascht: Der D3D12-Zeit-Shooter läuft bei mittleren Details samt Upscaling auf der Geforce GTX 1060 deutlich runder, bei Ultra-Einstellungen und ebenfalls Upscaling hingegen schneidet die Radeon RX 480 wesentlich besser ab. Welche der vielen Grafikoptionen welcher Karte wie liegen, haben wir für diesen Artikel nicht einzeln herausgearbeitet, da das schlicht zeitlich zu aufwendig wäre. Lara Crofts neues Abenteuer Rise of the Tomb Raider unterstützt seit Patch #7 auch Async Compute. Der integrierte Benchmark profitiert davon keineswegs, unsere Spielstände in den Glacial Caverns und im Geothermal Valley auch nicht. Stattdessen läuft Rise of the Tomb Raider auf beiden Grafikkarten mit D3D12 langsamer als mit D3D11. Wie in Doom gilt: Das Low-Level-API ist einzig im CPU-Limit sinnvoll, in ein solches hüpft Lara Croft aber selten. Bleibt als D3D12-Spiel noch Total War Warhammer. Die Schnittstelle trägt den Vermerk Beta zu Recht: Der Strategietitel stürzt damit gerne mal ab. Im Falle der Geforce GTX 1060 ist das D3D12-API nicht zu empfehlen, denn die Bildrate sinkt leicht. Die Radeon RX 480 dagegen legt kräftig zu (plus 21 Prozent), da erneut eine Unterstützung von Async Compute geboten wird. Der Leistungsgewinn tritt jedoch nur ein, wenn FXAA statt MSAA als Kantenglättung gewählt wird. Unterm Strich wurde uns bei den Benchmarks für diesen Artikel klar: Die Direc3D-12-Unterstützung ist in vielen Spielen noch nicht ausgereift, im Zweifel profitiert aber die Radeon RX 480 durch Async Compute. In Doom mit Vulkan-API fällt der Leistungszuwachs besonders hoch aus, Hitman mit D3D12-Schnittstelle zeigt ebenfalls einen starken Geschwindigkeitsschub.
Die Geforce GTX 1060 bleibt jedoch immer in Reichweite und liegt oft in Front, wenn D3D11 verwendet wird. Wir halten es für möglich, dass die Radeon RX 480 die Nvidia-Karte dank der Next-Gen-Konsolen mittelfristig überholen wird.