Dick Costolo tritt zum Monatsende zurück. Die leidgeprüften Twitter-Aktionäre freuen sich erst einmal. Ein neuer Chef wird noch gesucht, Jack Dorsey übernimmt interimistisch.
Dick Costolo, Mitgründer und Chef von Twitter, wirft das Handtuch. Zum Monatsende tritt er als CEO zurück. Das hat das Unternehmen am Donnerstag nach dem New Yorker Börsenschluss bekannt gegeben. Der Manager erhält einen Sitz im Verwaltungsrat. Die Anleger weinen dem ehemaligen Komödianten Costolo keine Träne nach. Im Gegenteil: Der Aktienkurs reagierte im nachbörslichen Handel zunächst mit einem starken Aufschwung.
Die Ablöse dürfte recht plötzlich entschieden worden sein. Der Verwaltungsrat hat noch keinen Nachfolger parat, sondern setzt jetzt einen Ausschuss ein, der einen neuen CEO finden soll. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Jack Dorsey, übernimmt bis dahin auch die Rolle des CEO. Dorsey ist einer der Mitgründer und war der erste Leiter der Firma. Seinen Chefposten bei Square wird er übrigens nicht aufgeben. Malheur mit Quartalszahlen
Die Aktionäre waren schon lange unzufrieden mit der Entwicklung Twitters. Costolo wollte mit der Mikroblogging-Plattform Facebook Konkurrenz machen; aber der Abstand vergrößerte sich laufend. Spätestens seit November hatten mehrere bedeutende Aktionäre auch öffentlich Costolos Ablöse gefordert. Die jüngsten Quartalszahlen gerieten endgültig zum Debakel. Die Ergebnisse waren richtig schlecht und sickerten noch dazu frühzeitig durch. Die Aktie brach ein und hat sich davon seither nicht mehr erholt. Neue Nutzer kommen nur zaghaft hinzu. Aber auch ohne sie bleibt Twitter täglich auf großen Mengen unverkäuflicher Werbeflächen sitzen. Zuletzt musste es Google um Hilfe beim Werbevertrieb bitten.
Vielleicht wird die Übernahme der Firma TellApart Twitter dabei helfen, den Werbeumsatz zu steigern. Sie ist spezialisiert darauf, User über mehrere Endgeräte hinweg zu verfolgen. Jedoch hatte die Übernahme einen Beigeschmack: Costolo hatte selbst 2010 in das Startup investiert.