Wenn man den Begriff "unkontrollierte Kettenreaktion" hört, denkt man vielleicht an eine Dominosteinreihe, welche ohne den Willen des Aufstellers umfällt. Doch Folgen einer jenen Reaktion sind weitaus dramatischer. Der Begriff beschreibt nämlich in Wirklichkeit einen Prozess, der mit Kernspaltung zu tun hat. Was genau bei einer solchen Kettenreaktion passiert, erfahren Sie hier.
Was bedeutet Kernspaltung?
Der Begriff Kernspaltung beschreibt einen Prozess aus der Kernphysik. Bei diesem Vorgang trifft ein freies Elementarteilchen (beispielsweise ein Neutron) auf einen Atomkern. Dieses wird daraufhin vom Atomkern absorbiert. Durch die Absorption wird der Atomkern auf ein höheres Energieniveau gebracht, was dazu führt, dass sich der Kern in zwei Teile spaltet. Die beiden Spalthälften vereinen sich wieder mit Atomkernen, was wiederum zu einer Kernspaltung führt. Der Prozess kann also in einer gewissen Weise doch mit dem "Dominoeffekt" verglichen werden, bei dem von Reaktion zu Reaktion immer mehr Steine angestoßen werden und letzten Endes eine unglaubliche Kettenreaktion entsteht. Bei den unzähligen Spaltungen entsteht eine solch enorme Energie, die sich der Mensch auf zwei verschiedene Arten zunutze macht. Hierbei unterscheidet man zwischen:
Kontrollierte Kettenreaktionen werden in Kernkraftwerken verwendet, um Energie zu erzeugen. Hierbei nutzt man den oben beschriebenen Effekt der Kernspaltung. Doch damit der Prozess geregelt vonstatten gehen kann, muss ein sogenannter Moderator eingesetzt werden. Dieser absorbiert überschüssige Energie und steuert somit die Kernspaltungen. Früher wurde Grafit als Moderator benutzt. Dieser wird jedoch nach dem Vorfall in Tschernobyl nicht mehr verwendet. In modernen Kraftwerken nutzt man heute Wasser, um die Kettenreaktion zu kontrollieren. Was ist eine unkontrollierte Kettenreaktion?
Im Gegensatz zur kontrollierten Kettenreaktion wird bei der unkontrollierten Reaktion, aufgrund des fehlenden Moderators, die Energie abrupt freigesetzt. Diesen Effekt nutzte die Menschheit, um die wahrscheinlich gefährlichste Waffe der Geschichte zu bauen, die Atombombe. Die ersten, im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Atombomben zerstörten im August 1949 die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki beinahe komplett, wobei Tausende von Menschen getötet wurden. Schließlich kann also gesagt werden, dass durch die kontrollierte Kernspaltung in Atomkraftwerken lebenswichtige Energie erzeugt werden kann, die unkontrollierte Freisetzung dieser gewaltigen Reaktion jedoch unsägliches Leid und Schrecken produziert.